Birding am Federsee

Federsee

Gebiet

Der Federsee ist ein Moorsee in Südwestdeutschland, genauer bei Bad Buchau im Landkreis Biberach. Wer denkt, man könne hier gemütlich am Wasser spazieren und baden gehen, hat sich getäuscht: der See verlandet natürlicherweise langsam aber sicher, und ist komplett von einem bis zu 500 m breiten Schilfgürtel umgeben. Direkt an die etwa 1,4 km² große Wasserfläche kommt man nur auf einem Steg von Bad Buchau aus. Die Gegend um den Federsee ist das größte zusammenhängende Moorgebiet in Südwestdeutschland. Es besteht aus dem See an sich, der weniger als 2 m tief ist, und den umgebenden Schilfgebieten, Übergangsmooren, Nass- und Feuchtwiesen und Sumpfwäldern, und ist von Gräben durchzogen. Es ist ein großes, mehrteiliges Naturschutzgebiet, gleichzeitig sowohl FFH- als auch Vogelschutzgebiet im europäischen Natura 2000-Schutzgebietsnetz. Das ist auch gut so, denn am und um den Federsee finden sich nach neuesten Angaben 268 Vogelarten ein, die dort entweder brüten (107 Arten) oder das Gebiet als Nahrungs- oder Ruheraum auf dem Zug benötigen. Und deswegen ist der Federsee kein Spaß- und Badesee, sondern eine der besten Orte in Baden-Württemberg, um Vögel zu beobachten, sowohl im Frühjahr zur Brutsaison als auch im Winter, wenn die Durchzügler und Rastvögel aus dem Norden eintreffen.
Wir waren 2016 vom 5. bis 9. Mai am Federsee unterwegs. Das ist prinzipiell eine gute Zeit, an den verlängerten Wochenenden ist aber insbesondere der Federseesteg ab etwa 10 Uhr extrem mit Ausflüglern überfüllt – also dann, wenn man als Birder schon mindestens 4 Stunden beobachtet hat und zufrieden abziehen kann. Wer aber unter der Woche Zeit für einen Besuch hat, dem sei das wärmstens empfohlen.
Das Gebiet hat deutlich mehr zu bieten als Vogelbeobachtung, und im Mittagsloch lohnt sich beispielsweise ein Besuch des Federseemuseums (der Federsee ist eine der Fundstellen von Pfahlbautensiedlungen aus Jungsteinzeit und Bronzezeit) oder der Wallfahrtskirche in Steinhausen (gigantische Barockkirche für einen solch kleinen Ort).

Vorbereitung

Teichrohrsänger
Brauchbare Infos bekommt man unter folgenden Adressen:
http://www.birdinggermany.de/federsee.htm
→ Infos zur Vogelbeobachtung

http://www.nabu-federsee.de/
→ NABU, Führungen, Naturschutzzentrum und Infos

www.nabu-federsee.de/functions/download.php?id=13&name=vogelartenliste
→ Artenliste des NABU für den Federsee

https://de.wikipedia.org/wiki/Federsee
→ Wiki weiß alles…

http://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/pages/map/default/index.xhtml
→ Infos zum Vogelschutzgebiet „Federseeried“ kann man beim Daten- und Kartenserver der LUBW abfragen.

Bilder

Die besten Bilder gibts in der Galerie.
 

Gute Beobachtungsplätze

Soweit wir das bisher überblicken, gibt es einige Hotspots am Federsee, an denen sich ein Besuch besonders lohnt.
Viele davon können auf einer Rundtour um den See besucht werden (ca. 16 km, optimaler Weise mit dem Fahrrad).

Federseesteg

Der Federseesteg (A) führt von Bad Buchau aus 1,5 km lang durch Feuchtwiesen, Weidenbüsche und den Schilfgürtel bis an die freie Wasserfläche des Federsees. Hier kann man sowohl Wiesenbrüter und Schilfbewohner, als auch die typischen Wasservögel beobachten. Lustig ist zum Beispiel, Feld- und Rohrschwirl gleichzeitig zu hören. Etwa auf halber Strecke gibt es eine Beobachtungsplattform (B) mit Aussicht auf die Einmündung und den Verlauf der Kanzach. Am Ende des Steges befindet sich ebenfalls eine größere Plattform (C), so dass man in Ruhe Spektiv oder Foto aufbauen kann, ohne anderen im Weg zu stehen. Und unterwegs kann man auf den Sitzbänken bequem warten, bis der Teichrohrsänger wieder aus dem Schilf guckt.
Der Federseesteg ist kostenpflichtig, zu den normalen Birderzeiten ist die Kasse aber noch nicht besetzt, und man kann einfach durchgehen (und beim Herausgehen bezahlen).
Federseesteg
In den Feuchtgebüschen auf dem Streuwiesen am Beginn des Steges waren sowohl Braun- als auch Schwarzkehlchen zu sehen, recht zutraulich sang ein Braunkehlchen in der Birkenreihe direkt am Steg. Auch Feldschwirle waren einige auf den Wiesen zu sehen und zu hören. In den kleinen Schilfbeständen hier halten sich bereits Rohrammern und Teichrohrsänger auf. Nach Berichten kann man hier abends auch den Wachtelkönig rufen hören. Uns hatte da leider aufziehendes Schlechtwetter einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Im immer dichter werdenden Schilfgürtel hatten wir das Glück, zweimal eine kreischende Wasserralle zu hören – zu Recht auch Schilfschwein genannt. Auch die Rohrsänger sind hier häufig, ein Revier reiht sich ans nächste. Gleiches gilt für die Rohrammer. Auch der Rohrschwirl singt in regelmäßigen Abständen.
Von der Beobachtungsplattform an der Kanzach (B) waren aus nächster Nähe singende Rohrschwirle zu beobachten, außerdem gibt es einen ersten Ausblick auf die Wasserfläche des Federsees und Wasservögel wie nahrungssuchende Blässhühner (viele Nester am Schilfrand zum Wasser hin), und Höckerschwäne (ebenfalls viele Nester, am Übergang zur Wasserfläche direkt am Steg!). An der Hütte brütet eine Bachstelze, und die Bartmeisen pling-plingen im Schilf.
Von der Hütte verläuft der Steg weiter durchs Schilf vorbei an einigen offeneren Stellen mit Gräben und Ausbuchtungen des Sees. In den Weidensträuchern im Schilf singen regelmäßig Fitise. Auch der Kuckuck ist hier aufgrund des großen Wirtvogelangebots fleißig zu Gange und ist auch direkt auf dem Steg sitzend zu beobachten.
Kanzach
Von der Plattform am Ende des Steges lässt sich ein Großteil des Sees überblicken (C). Ein Spektiv ist nützlich, um auch am entfernten Ufer Vögel zu entdecken. Über der Plattform kreisen jagende Flussseeschwalben der Kolonie, und am Seeufer sammeln sich revierlose Höckerschwäne. Grau- und Silberreiher warten am Ufer auf Beute, und Rohrweihe und Schwarzmilan sind öfters über dem Schilf zu sehen. Die Balz der Rohrweihen ging Anfang Mai dem Ende zu, war aber noch zu beobachten.

In der Nähe des Federseestegs liegt der „Wackelwald“ (D), ein kleines Waldstück mit schwingendem Boden über Torfschichten. Wenn man etwas wippt, wackeln die Bäume mit! Deswegen ist der Wald natürlich ein Besuchermagnet für Nicht-Ornithologen. Wer noch etwas sehen möchte, sollte früh da sein. Von der Aussichtsplattform lässt sich der Neuntöter (im Gebiet scheinbar selten) beobachten, auf dem Weg zwischen Federseesteg und Wackelwald quietscht der Gelbspötter im Gebüsch.

Auswahl beobachteter Arten: Teichrohrsänger, Feldschwirl, Rohrschwirl, Rohrammer, Kolbenente, Stockente, Bachstelze, Bartmeise, Wasserralle, Höckerschwan, Silberreiher, Graureiher, Teichhuhn, Blässhuhn, Flussseeschwalbe, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Fitis, Kuckuck, Rohrweihe, Gelbspötter.

Banngebiet Staudacher

Wer vom Federseesteg in Richtung Moosburg wandert oder radelt, kommt auf einem langen Bohlenweg erst am Wackelwald vorbei und dann durch Feuchtwiesen zum Banngebiet Staudacher (E).
Banngebiet
Hier entwickelt sich natürlicher Moorwald aus Kiefern und Birken auf einem Niedermoorstandort mit reichlich Totholz. Direkt am Steg befinden sich Seggenriede um umgebenden Feuchtgebüschen. Hier ist ein guter Standort, um die üblichen Waldvögel wie Meisen und Spechte zu beobachten (nicht so häufige Arten waren Weidenmeise und eine vorbeifliegende Hohltaube). An den Offenstellen um die Seggenriede zeigten sich Feldschwirl und Dorngrasmücke . Da der Steg intensiv von Radfahrern und Wanderern genutzt wird, sind die Vögel an Menschen gewohnt und können aus nächster Nähe beobachtet werden.

Auswahl beobachteter Arten: Goldammer, Gelbspötter, Dorngrasmücke, Feldschwirl, Star, Weidenmeise, Buntspecht, Hohltaube

Südliches Federseeried

WiesenDas Gebiet südlich des Sees zwischen Bad Buchau und Oggelshausen ist ein großes, zusammenhängendes Wiesengebiet mit Nass- und Streuwiesen, Gräben, eingesprengten Feuchtgebüschen und Röhrichten. Südlich schließt das Wilde Ried an, ein kleines, bewaldetes Stück Übergangsmoor.

Im südlichen Ried gibt es einiges an Wiesenbrütern. Besonders häufig sind Braun- und Schwarzkehlchen, aber auch Feldlerche, Schafstelze und Wiesenpieper. Es soll auch den Großen Brachvogel geben, den haben wir aber nicht erwischt.

Im angrenzenden Wald brüten Schwarz- und Rotmilan sowie Turmfalke. Alle Arten sind häufig über den Wiesen zu beobachten. Ein schöner Weg durch den Wald führt entlang des Federgrabens (G). Empfehlenswert ist ebenfalls das NSG „Wildes Ried“ (F), was die letzten Hochmoorreste im Gebiet beherbergt, die aber zum Großteil verheidet und mit Kiefern bewachsen sind. Hier entdeckten wir auf einer Lichtung den einzigen Baumpieper des Ausflugs.

verheidetes HochmoorIm südlichen Federseeried gibt es mehrere Aussichtsplattformen, die primär für die Aussicht auf archäologische Stätten gedacht sind (zum Beispiel die Plattform bei (H), aber sich natürlich ebenso gut zum Birden eignen. Als besonders lohnend empfanden wir die Plattform am Oggelshausener Ried (I). Linker Hand befand sich eine nicht gemähte Wiese mit reichlich Hochstaudenresten vom Vorjahr und Weidengebüschen, so dass Braun- und Schwarzkehlchen reichlich Reviere besetzen, wobei das Braunkehlchen deutlich häufiger als das Schwarzkehlchen ist (ca. 220 Reviere gegen 18).
Im Vogelschutzgebiet gibt es außerdem Schilfrohrsänger und Blaukehlchen, beide Arten sind aber nicht häufig und wir haben sie weder gesehen noch gehört, wobei wir aber an passenden Stellen zur ungünstigen Mittagszeit unterwegs waren. Auch den im Vogelschutzgebiet wohl seltenen Schlagschwirl haben wir nicht hören können.

Auswahl beobachteter Arten: Rohrammer, Teichrohrsänger, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Schafstelze, Wiesenpieper, Feldlerche, Schwarzmilan, Rotmilan, Turmfalke.

Aussichtsplattform Tiefenbach

Schilfgürtel

Die Aussichtsplattform (J) passiert man auf dem Federsee-Rundweg. Hier hat man einen wunderbaren Ausblick über den Schilfgürtel des Federsees bis zur Wasserfläche hin, und man kann gut die Rohrweihen beim Balzen beobachten. Wir waren um die Mittagszeit hier, dennoch ließen sie sich beim Kreisen und der Futterübergabe sehen. Als nette Dreingabe beim Mittagessen schoss auch noch ein jagender Baumfalke übers Schilf. Im Schilf singen die üblichen Teichrohrsänger und Rohrammern, in den Pappeln hinter der Plattform war ein Schwarzspecht am Trommeln.

Nördliches Federseeried

Das nördliche Federseeried befindet sich nördlich zwischen den Ortschaften Alleshausen und Seekirch. Ein Besuch lässt sich gut mit einem kleinen Abstecher bei einer Radtour um den Federsee machen. Einen guten Ausblick hat man von der Straße zwischen Seekirch und Ahlen (L). Hier informiert auch eine Tafel über die naturschutzfachliche Aufwertung des nördlichen Rieds durch die Wiedervernässung und Rückentwicklung von Moorflächen. Wir waren hier zur Mittagszeit, so dass an Kleinvögeln wenig zu sehen und zu hören war. Dafür war die Thermik anscheinend so gut, dass am laufenden Band Rotmilane, Schwarzmilane und Mäusebussarde aus der Richtung des Federsees eintrafen und hier nach oben kreisten. Über den zum Teil frisch gemähten Wiesen suchte ein Turmfalke nach Mäusen. Außerdem waren Wiesenpieper, Wiesenschafstelze, Goldammer und Feldlerche zu hören. Die Wege im Gebiet sind mit dem Rad nur bedingt befahrbar. Ein Einstieg liegt zum Beispiel beim Sportplatz (K).

Blinder See

Blinder SeeEtwas abseits vom Federseeried liegt, etwas westlich von Kanzach, der Blinde See (M). Der Blinde See ist ein Toteissee, der zwischenzeitlich verlandet war und durch Torfabbau wieder zum See wurde. Heute handelt es sich um einen wachsenden Hochmoorrest inmitten des Dürmentinger Walds. Der Blinde See ist Naturschutzgebiet, äußerst idyllisch und lohnt auf jeden Fall einen Abstecher. Vögel konnten wir jedoch kaum ausmachen, in den Abendstunden zeigten sich lediglich einige Paare Stockenten sowie Blässhühner. In den alten Stieleichen tobte ein Schwarzspecht und eine Rohrweihe flog in einiger Höhe über das Gebiet. Im umliegenden Wald sind die typischen Waldvögel zu hören, besonders schön zu beobachten war eine Haubenmeise. Am See steht eine (verschlossene) Hütte mit überdachter Terrasse für einen gemütlichen Aufenthalt. Das nächste Mal werden wir in den Morgenstunden schauen, was es hier noch so an Vögeln gibt.