Lofoten (Norwegen)

Birding auf den Lofoten
Dreizehenmöwe
Während unserer dreiwöchigen Reise über die Lofoten 2012 konnten wir 65 Vogelarten beobachten. Nicht optimal war natürlich unsere frühe Reisezeit im Mai und das unterdurchschnittliche Wetter, so dass viele Arten noch in wärmeren Gefilden ausharrten, bei vielen Koloniebrütern begann die Brutsaison gerade erst. Zu Fuß und mit den öffentlichen Bussen kommt man nicht in jede interessante Ecke, so dass wir viele Orte, die vielversprechend aussahen, nicht besuchen konnten. Nichtsdestotrotz waren die Lofoten (nicht nur) aus ornithologischer Sicht absolut lohnend.

Ornithologische Highlights

  1. Die Inselkette – Birding zwischen Svolvær und Å
  2. Værøy – Schlechtwetterbirden
  3. Røst – ein Feuchtwiesenparadies
  4. Vedøy – Vogelfelsen im Nordatlantik

Bilder
Die besten Bilder gibts in der Galerie.

Artenliste
In alphabetischer Reihenfolge flogen uns über den Weg:

Alpenstrandläufer
Amsel
Austernfischer
Bachstelze
Basstölpel
Berghänfling
Brandgans
Dreizehenmöwe
Eiderente
Eismöwe
Eissturmvogel
Elster
Fitis
Flussuferläufer
Gänsesäger
Goldregenpfeifer
Graugans
Graureiher
Großer Brachvogel
Grünfink
Gryllteiste
Haussperling
Heringsmöwe
Kohlmeise
Kolkrabe
Komoran
Krähenscharbe
Küstenseeschwalbe
Lachmöwe
Mantelmöwe
Mehlschwalbe
Mittelsäger
Moorschneehuhn
Nebelkrähe
Papageientaucher
Pfeifente
Rauchschwalbe
Regenbrachvogel
Reiherente
Ringdrossel
Rohrammer
Rotschenkel
Sandregenpfeifer
Schmarotzerraubmöwe
Schneeammer
Seeadler
Silbermöwe
Singschwan
Skua
Spießente
Star
Steinschmätzer
Steinwälzer
Strandpieper
Streifengans
Sturmmöwe
Tordalk
Trauerschnäpper
Trottellumme
Uferschnepfe
Wacholderdrossel
Weidenmeise
Wellenläufer
Wiesenpieper
Zilpzalp

Großer Brachvogel

Die Inselkette der Lofoten – Vogelbeobachtung zwischen Svolvær und Å
Wir sind auf unserer Reise der Inselkette der Lofoten in Richtung Südwesten gefolgt (siehe Reiseroute), von Svolvær nach Å. Dabei waren wir zu Fuß, per Bus und selten per Rad und trampend unterwegs. Vogelbeobachtung war nicht die Hauptsache unserer Reise, aber doch ein wichtiger Punkt, so hatten wir uns vorher kundig gemacht über die spannendsten Gebiete, zu sehende Arten und Brutkolonien.
Dazu ist zu sagen: außer Røst/Vedøya und vielleicht Værøy haben wir keinen Punkt gefunden, den wir als Birding-Hotspot bezeichnen würden- vielmehr sieht man überall verschiedenste Arten, ohne dass man groß danach suchen müsste. Ob beim Wandern, aus dem Busfenster, abends beim Campen oder vom Fahrrad, überall gabs eine Menge vors Fernglas. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich: Küstenlinie ist durch die Fjorde eigentlich überall, Feuchtwiesen, Moore, Heideflächen, kleine Gebüsche und Wäldchen, Tümpel und Brandungszonen, geröllige Hänge und extensiv genutzte Wiesen und Weiden bieten diverse Habitate für Vögel.

Austvågøya und Gimsøya
Austernfischer
Die Fährfahrt von Bodø auf die Lofoten soll gut geeignet sein, um Seevögel zu beobachten- außer es schneit, stürmt und graupelt wie in unserem Fall. Dennoch brachte die Überfahrt die ersten Seevögel: einen Eissturmvogel und drei Papageientaucher sowie eine Gryllteiste, schade, dass die Sicht so gering war.
Auf erster Insel haben wir nur einen halben Tag verbracht (Ankunft, übernachten, wandern) und eine nette Mitfahrgelegenheit brachte uns nach Hennigsvær und weiter auf die übernächste Insel, über Gimsøya sind wir somit nur drübergefahren. Besonders hier lohnt sich laut Karte eine Rundtour – viele anmoorige Gebiete für Limikolen!
Nach der Ankunft konnten wir uns so ersteinmal an Möwen und die anderen Arten gewöhnen, die uns die nächsten drei Wochen begleiten sollten: Mittelsäger, Seeadler, Austernfischer, Sturm-, Herings-, Silber- und Mantelmöwe, Wacholderdrossel, Kohlmeise, Elster und Nebelkrähe, Kolkrabe und Haussperling.

Vestvågøya

Moorschneehuhn

Diese Insel ist die wohl landwirtschaftlich die am meisten genutzte, hier gibt es überraschend viele Äcker und auch Viehzucht und auch viele Siedlungen, besonders in der Gegend um die Orte Liland und Leknes. Schon aus dem Bus heraus sahen wir einiges an Brachvögeln beider Arten, die auf den Wiesen mit kurzem Gras nach Nahrung suchten.
Unseren ersten Stopp haben wir in Knutstad, wo wir campen und einen Spaziergang entlang des Alstadpollens machen. Auf den Kuhweiden brüten Austernfischer (teilweise direkt am Wegrand) und Goldregenpfeifer fliegen in Gruppen herum, eine Bande Kolkraben gibt lautstark eine Kunstflugshow, im Schilf entdecken wir eine Rohrammer, Mittelsäger schwimmen auf dem Fjord und Seeadler haben am Ufer scheinbar einen Fisch am Wickel. Elstern, Stare, Graureiher und die üblichen verdächtigen Möwen (Sturmmöwe, Mantelmöwe, Heringsmöwe, Silbermöwe und Dreizehenmöwe) begleiten uns den Tag über.

Dreizehenmöwen

Ballstad, ein Ort im Süden der Insel, liegt am nächsten Tag so im Sturm, dass wir eine Rorbu mieten. Der Ort liegt auf einer Insel und zieht sich am Inselufer entlang, so dass man viele kleine Inselchen mit Möwen im Blick hat. Und zwischen verschiedenjährigen Mantelmöwen versteckt sitzt sie – unsere erste Eismöwe! Ein kleiner, dunkler Vogel jagt über dem Wasser, aber mit dem im Sturm zitternden Fernglas können wir ihn partout nicht bestimmen, und dabei warte ich doch auch auf meinen ersten Wellenläufer… Eine kleine Wanderung führt uns zum Storvatnet, einer landschaftlich unglaublich schönen Ecke mit vielen moorigen Bereichen und Tannenpflanzungen (auf den Lofoten gibt es kaum Bäume), die bei besserem Wetter sicher mehr zu bieten hat. Immerhin gucken uns auf dem Rückweg in der Dämmerung noch zwei Moorschneehühner an – direkt aus einem Vorgarten. Das würde uns für Zuhause auch gefallen.
Ich denke, die Insel hat in den nördlichen Gebieten abseits der E10 mehr zu bieten, dort befinden sich viele Moore, Feuchtwiesen und kleine vorgelagerte Inseln, die spannende Beobachtungsecken versprechen. Verkehrstechnisch sind sie mit Bussen eher schwer zu erreichen, deswegen haben wir das auf eine weitere Lofotentour vertagt – optimalerweise mit Fahrrädern.

Flakstadøya

Graureiher

Hier verbringen wir die meiste Zeit mit Wandern und Radtouren um Ramberg, dem Ort mit dem angeblich schönsten Strand der Lofoten.
Eine lohnende Radtour führt am Skjelfjord Richtung Süden zu den Siedlungen Vester und Auster Nesland, hier sehen wir einige Seeadler an den Berghängen fliegen und sitzen, Graugänse scheinen die Aussicht zu genießen und Schneehasen hoppeln vor den Rädern rum. Steinschmätzer und Strandpieper wohnen auf den Geröllhängen und Mittelsäger treiben auf dem Fjord, Große Brach- und Regenbrachvögel sind nicht gerade selten (mal vorsichtig ausgedrückt), aber bald beruhigen wir uns und fotografieren nicht mehr jeden.
Eine weitere aussichtsreiche Radtour führt uns auf die Straße Richtung Nusfjord. Nach der Durchquerung eines besonders matschigen Moorgebietes mit dutzenden sich versteckenden Kleinvögeln, die wir vergeblich sicher eine halbe Stunde versuchten zu erkennen, führt die Straße am Storvatnet („Großer See“) vorbei, hier befinden sich in geschützter Lage zahlreiche Moorbirken mit diversen Meisen und Grünfinken. Die erhofften Taucher haben wir leider nicht gefunden, aber ich denke, das Gelände ist recht aussichtsreich.

Moskenesøya

Dreizehenmöwenkolonie

Auf dieser Insel haben wir den Großteil unserer Zeit verbracht, landschaftlich war es für uns die beeindruckenste. Wir hatten vorher von der Dreizehenmöwenkolonie bei Hamnøy gelesen. Sie liegt direkt an der E10, so konnten wir einfach aus dem Bus aussteigen, bevor es auf die Inseln vor dem Kjerkfjord ging und sind in Richtung Reine der Straße gefolgt. Die Kolonie war weder zu übersehen noch zu überhören, sicherlich 50 Dreizehenmöwenbrutpaare waren hier am Schreien, Zanken und Nestausbessern. Die Partner wurden laustark begrüßt, Nachbarn wurden vertrieben und tatsächlich beobachteten wir eine Möwe dabei, wie sie heimlich Material aus einem fremden Nest stibitzte, um es dem Partner am eigenen Nest zu übergeben. Auf eine weitere Dreizehenmöwenkolonie stießen wir durch Zufall südlich von Moskenes an der E10 vor dem Ort Sørvågen. Diese Kolonie liegt an einer Klippe direkt unter einem Haus- wir fragen uns, wie die Bewohner den ganzen Sommer dieses Geschrei ertragen. ☺ Auch im letzten Ort, in Å, nisteten Dreizehenmöwen in alten Gebäuden und Fensternischen. Eine weitere Dreizehenmöwenkolonie soll sich in Nusfjord befinden, dort waren wir aber nicht.

Singschwan

Auf Moskenesøya gibt es den einsamen und straßenlosen Strand Horseid, der mit einer Personenfähre von Reine aus zu erreichen ist. Nach einer kleinen Wanderung über einen 200 Meter hohen Pass erreicht man bequem ein wunderbares, niedermooriges Tal mit See und einem Sandstrand wie in der Karibik. Auf dem Horseidvatnet trafen wir einen einsamen juvenilen Singschwan, der das Tal abends mit klagenden Rufen verließ und singend in den Nebelschwaden an den Berghängen verschwand- sicher eines der schönsten Erlebnisse unserer Tour. In dem Tal sahen wir auch einige Ringdrosseln, Flussuferläufer, Austernfischer, Heringsmöwen, Silbermöwen und Wiesenpieper.
Eine lohnende Wanderung ist die von Fredvang zur Selfjordhytta, einer Hütte des DNT (und auch nur mit diesem Schlüssel hat man Zugang). An einer halb geteerten, halb geschotterten Straße entlang des Selfjords gelangt man bequem zu der einsam gelegenen Hütte, im Sommer kann man von hier aus weiter zum Horseid wandern – im Mai lag noch zuviel Schnee auf dem Pass und die Schneeschmelze hatte die Hüttenumgebung in einen Sumpf verwandelt. Entschädigt wurden wir durch den Anblick eines jagenden Seeadlers aus dem Hüttenfenster und einen Trauerschnäpper, der frühmorgens ans Fenster klopfte. In der Umgebung der Hütte sind einige Nadelbaumanpflanzungen, wodurch wir endlich auch einige Waldvögel sehen konnten; wenigstens die Grünfinken waren schon am Singen. Auf dem Weg zur Hütte hatten wir eine Begegnung mit Moorschneehühnern, die sich geschickt hinter großen Findlingen versteckten, sobald wir näher kamen. Die Kolkraben, über die ich mich immer wieder freue, waren mittlerweile fast schon zu einem gewohnten Anblick geworden.


Værøy – Schlechtwetterbirden
Ursprünglich sollte Værøy unserer Birding-Höhepunkt in diesem Urlaub werden, das Wetter machte uns aber einen Strich durch die Rechnung.
Wir lasen von einer Brutkolonie in der Nähe von Mastad, einer aufgegebenen Siedlung, die nur über einen schmalen, steilen Grat zu erreichen ist. Um dort hinzulaufen, benötigt man einige Stunden, somit planten wir, vom Fähranleger bis zum stillgelegten Flugplatz zu laufen, dort zu zelten und am nächsten Tag den Vogelfelsen und Mastad zu besuchen und nach einer weiteren Übernachtung zurück in den Ort zu gehen.

Schneeammer

Nach der Nacht am Flugplatz hingen die Wolken auf knapp 100 Metern Höhe an den Berghängen, es war kalt und unglaublich ungemütlich, und vor allen auch nass. Und wenn schon Norweger sagen, der Weg sei steil und rutschig, dann ist er verdammt steil und extrem rutschig und wahrscheinlich auch alles andere als ungefährlich. Als wir dann noch eine Sturmwarnung von einem anderen Wanderer bekamen, brachen wir die ganze Aktion ab und ließen Vogelfelsen Vogelfelsen sein.
Nichtsdestotrotz sahen wir auf der Insel einige Arten (unter anderem Brachvögel, Möwen aller Art in der Nähe des Friedhofes, die schon am Brüten waren, Schneeammer am Strand, überraschenderweise Mehlschwalben im Ort). Ein Rätsel sind uns immer noch in den Geröllhängen versteckte Vogel, die uns bei unserer nächtlichen Wanderung mit andauernden trillernden Rufen, die zwischen den Berghängen hallten, begleiteten. Wir bekamen sie nur zweimal kurz zu Gesicht, etwa amselgroß, dunkelbraun, ziemlich flinker Flug. Ringdrosseln? Den Ruf konnte ich allerdings auf keiner Aufnahme wiedererkennen. Wer einen Tipp hat – her damit!
Etwas Gutes hatte unser Fehlschlag hier: wir konnten aufgrund des Sturms nicht nach Moskenes auf die Lofoten zurück, sondern landeten auf Røst, was vogelmäßig deutlich mehr zu bieten hatte.


Røst – ein Feuchtwiesenparadies

Möwen auf Röst

Røst – lange waren wir uns nicht sicher, ob wir den wegen des unregelmäßigen Fährfahrplans zeitaufwändigen Abstecher nach Røst machen sollen oder nicht. Schließlich entscheidet das Wetter und der Sturm bläst und von Værøy nicht wieder auf die Lofoten, sondern nach Røst (siehe Reisebericht), und wir sollten es nicht bereuen.
Landschaftlich macht die Insel nicht viel her, dafür umso mehr aus ornithologischen Blickwinkel. Die wenigen Touristen, die sich hierher verirren, sind wahrscheinlich zu 95% Fischer und zu 5% Ornis. Aber beides lohnt sich hier!

25% des norwegischen Seevogelbestandes soll um Røst herum brüten, insgesamt 2,5 Millionen ausgewachsene Vögel (Stand 1992) – nicht umsonst sind im Wappen der Insel drei Kormorane zu sehen. Es gibt in der Kommunalverwaltung ein Buch zu den Vögeln von Røst zu kaufen.

Nach einer wilden Fährfahrt sammelt uns der Fischer ein, bei dem wir uns in einer größeren (Fischer-) Unterkunft eingemietet haben, dort finden uns wahrscheinlich alle komisch, weil wir nicht angeln. Ich denke, im Sommer trifft man mehr Birder, wir trafen in drei Tagen nur zwei. Und wer nicht angelt oder birdet, macht wahrscheinlich keinen Urlaub auf Røst.

Dreier

Das Feine an dieser pfannkuchenflachen Insel sind die ausgedehnten Feuchtwiesen, die man sonst auf den Lofoten nicht in diesen Ausmaßen findet; folglich erwarten wir viele Rast- und Brutvögel in diesem geschützten Gebiet um den Flugplatz. Dorthin laufen wir von unserer Unterkunft, vor dem Flughafengebäude findet sich eine Infotafel mit den Wegen, die man im Gebiet begehen darf, aber alles ist matschig und überschwemmt vom vielen Regen der letzten Tage und wir gehen, wie wir es für richtig halten, wenn mal kein Pfad zu sehen ist. Feste Schuhe sind ein Muss!
Hier sind die Fluchtdistanzen der Vögel im Vergleich zu Deutschland extrem gering, aber selbstverständlich halten wir uns zurück. Wenn aber ein Sandregenpfeifer einen Meter neben der Straße im Gras liegt und sich wohlfühlt, auch wenn wir gerade danebenstehen, können wir nichts dafür. Die Uferschnepfe hingegen hätten wir fast übersehen, so gut fügte sie sich farblich in die Landschaft ein- zumindest, wenn sie die Flügel eingefaltet hat.

Regenbrachvogel

Im Feuchtwiesengebiet machten wir richtig Arten: Große Brachvögel stolzieren gemeinsam mit Goldregenpfeifern über die Wiesen, Regenbrachvögel flöten von der Flughafeneinzäunung, Schmarotzerraubmöwen beider Farbmorphen fliegen und brüten gemeinsam, ein Alpenstrandläufer beobachtet uns, eine Skua attakiert etwas übermütig zwei Graugänse, eine Streifengans verwundert uns. Hier im Gebiet ist auch ein Gipfel, den wir todesmutig besteigen. Er ist nur 15 Meter hoch. Einen guten Ausblick liefert er trotzdem, weil der Rest topfeben ist. Highlight war noch ein Trupp von sicherlich 100 Mantelmöwen, die auf der Wiese rasteten.

In der Nähe der alten Kirchenruine kann man die Küstenlinie erreichen, in der Nähe finden sich auch viele Flachwasserbereiche, in den wir pickende Limikolen und Regenpfeifer sahen. Besonders gut getarnt waren die Steinwälzer– erst sahen wir einen, dann zwei, dann drei und dann 15.
Entenmäßig war nicht viel los, aber Spießenten und Eiderenten sind natürlich sehr schön, vielleicht finden sich im Sommer mehr Arten ein.
Ein besonderes Spektakel bot uns ein großer Trupp Flussseeschwalben aus etwa 40 Tieren, die im Mitternachtssonnen-Abendlicht eine Show sondersgleichen aufführten.

Uferschnepfe

Lohnende Gebiete:
• Die Feuchtwiesen am Flugplatz
• Das Gebiet um die Kirchenruine
• Einfach mal die Wege und Straßen ablaufen, rechts und links finden sich immer kleine Tümpel und Flachwasserbereiche, auch die Wiesenbereiche sind interessant
• Natürlich die Küstenlinie

Røst ist insgesamt nicht groß, auch wenn man keinen fahrbaren Untersatz hat, zumal es unterwegs immer viel zu sehen gibt, denn alte, nicht mehr genutzte Gebäude sind oftmals zu Dreizehenmöwenkolonien „umgewandelt“.


Vedøya – Vogelfelsen im Nordatlantik

Dreizehenmöwen

DER ornithologische Höhepunkt auf unserem Lofotentrip war der Besuch des Vogelfelsens Vedøy. Dabei handelt es sich um eine kleine, steile Insel etwa 4 km südwestlich vor Røstlandet, dem bewohnten Teil der Inselgruppe. Die Insel ist etwa eineinhalb Quadratkilometer groß und 200 Meter hoch. Die größte Fläche nimmt das Gipfelplateau ein, welches man über weglose, grasbewachsene und von Schafen beweidete Hänge erreicht. In den windgeschützen, vertikalen Klippenabschnitten brüten Millionen Seevögel, unter anderem Papageientaucher, Trottel- und Dickschnabellummen, Basstölpel, Gryllteisten, Tordalke, Dreizehenmöwen und natürlich Seeadler. Die Insel ist unbewohnt und ein Schutzgebiet, ein Aufenthalt bei Tag ist aber nicht verboten. Im Sommer gibt es organisierte Bootsausflüge, im Mai nicht.

Krähenscharben

Vedøy ist von Røstlandet aus mit kleinen Booten innerhalb weniger Minuten erreichbar. Wir fragten den Fischer, der unsere Unterkunft vermietete, und für ein paar Kronen schipperte er uns in einem kleinen Angelboot hinüber. Das offene Boot hopste ganz ordentlich über die Wellen, Kamera und Fernglas waren aber gut verstaut. Wetterfest, wie wir angezogen waren, hatten wir auch keine Sorge, uns für den gesamten Tag auf dem Felsen aussetzen zu lassen, wobei sich unser Fischer scheinbar fragte, was wir die ganze Zeit dort machen wollen.
Gleich nach dem Aussteigen aus dem Boot begegneten uns eine Gruppe Krähenscharben, die sich auf einem Felsen sonnten, wir gesellten uns zu ihnen und es gab ersteinmal ein „Frühstück mit Scharben“. Dann machten uns an den Aufstieg, der einiges an Schwindelfreiheit abfordert (mehr als 60° steile Graswand mit Grashorsten, Höhlen und Schafpfaden) und erreichten das Gipfelplateau, von wo man einen schönen Ausblick auf die größte Brutkolonie der Insel hat. Fast augenblicklich beäugte uns ein neugieriger Papageientaucher im Vorbeiflug und ließ ein paar Bilder von sich machen. In den steileren, grasigen Abschnitten fanden wir reichlich noch unbewohnte Papageientaucherhöhlen, auch der Flugverkehr war sehr gering- für wie so vieles waren wir in diesem Jahr zu früh dran. Dafür ließen sich in größerer Höhe wenige Basstölpel sehen und auch die ersten Seeadler kreisten.

Seeadler

Insgesamt zählten wir 5 Seeadler und mindestens zwei Kolkraben, die einen Nachbarschaftstreit mit den Seeadlern austrugen und zwei Schmarotzerraubmöwen, die als Predatoren die Brutvögel belauerten.

In den nach Nordost ausgerichteten Kolonien waren die Dreizehenmöwen bereits am Brüten und sorgten für regen Flugverkehr, auf dem Meer dümpelten wenige hundert Trottellummen (Dickschnabellummen konnten wir nicht erkennen), und einige Papgeientaucher saßen vor ihren Brutröhren und flogen ein und aus. Auch einer der wenigen Tordalke düste in kürzester Entfernung mehrfach an uns vorbei. Insgesamt erschien und die Fluchtdistanz der Vögel deutlich geringer als in Deutschland.

Tordalk

Wir beobachteten einen Kampf zwischen dem Kolkrabenpaar und den Seeadlern: die wendigen, schnellen Raben jagten den doch eher gemütlicheren Adlern hinterher, bedrängten sie und zupften öfters an den Steuerfedern- dementsprechend sahen besonders die juvenilen Adler ziemlich zerrupft aus. Bei ihrem Angriffen drehten sich die Raben im Flug sogar auf den Rücken und machten Schrauben und Saltos wie Kunstflieger; zumindest in der Luft schienen die Adler ihnen wenig entgegensetzen zu können. Sobald sich Raben oder Adler den Brutwänden näherten, steigerte sich das ohnehin laute Geschrei zu einem Getöse und dutzende Möwen flogen auf, um die Jäger zu vertreiben.
Auch die Adler betrachten uns genau, besonders ein juveniler kommt uns ziemlich nahe. Wir vermuten den Horst in der Wand unter uns (sehen können wir nichts) und treten den Rückzug an.

Nach einem Graupelschauer beim Mittagessen verließen wir das Gipfelplateau über den gleichen Weg, da wir keinen anderen Abstieg finden konnten und schlugen uns an der Küste Richtung Brutkolonie durch. In einer U-förmig eingeschnittenen Klippe spielt sich ein Großteil des Brutgeschehens ab. In dem U befindet sich etwa 30 Meter über Meereshöhe eine Höhle, die das Meer in früherer Zeit ausgewaschen hat. Wir stellen uns in das U und erleben eine unglaubliche Geräuschkulisse von den tausenden schreienden Vögeln, die von Wänden und Höhle widerhallt- ein unglaublicher Eindruck, den wir nicht wieder vergessen werden. Wie muss das hier im Sommer sein…

Puffin

Wir verbringen viel Zeit an dieser Stelle, beobachten die pendelnden Puffins und Dreizehenmöwen. Die Eissturmvögel machen sich leider rar, aber wir meinen, welche zu hören. Eine sportliche Herausforderung ist das Klettern an den steilen Hängen und der Versuch, Papageientaucher im Flug zu fotografieren…

Unser Fischer taucht wie vereinbart pünktlich auf, um uns wieder einzusammeln und zeigt uns auf dem Rückweg noch drei spezielle Funktionen seines Bootes: fliegen, duschen und schockgefrieren. Das ist uns aber egal, wir haben unseren Spaß und diesen Tag werden wir so schnell nicht vergessen.