
So ein eigenes Zimmer hat was. Zwar habe ich wegen ner Runde Kniffel und einiger Black Stories nicht wirklich lang, dafür aber gut geschlafen. Ich glaube, ich freu mich auch wieder darauf, alleine im Zelt zu schlafen. Der Luxus war nun reichlich, das darf ne Weile genügen. Wir stehen um halb 7 auf, denn die beiden wollen gern die Fähre in Lysebotn um 15:30 nehmen und wir wollen noch auf den Kjeragbolten. Das wird sportlich. Also schnell frühstücken und packen, bereits kurz nach 8 strampeln wir los. Es hat 7°C, das Wetter ist sonnig, die Klamotten erstmal lang. Suleskard liegt auf 570m, wir schrauben uns rauf auf 930, die Klamotten werden kürzer und verschwitzt, und das Fjell wird noch fjelliger. Eine Dänin meinte neulich, es sei wie ne Mondlandschaft, nur mit ganz viel Grün und Wasser und wunderschön. Irgendwie hat sie recht.






Und endlich das lang ersehnte Schild, das vor der steilen Abfahrt warnt. 29 Spitzkehren, eine davon wird im Tunnel sein. Wir fahren aber noch nicht ganz ab, nur bis runter auf 750m, denn da geht ein Wanderweg los zum Kjeragbolten. Der stößt bald auf den Hauptweg, auf dem erstaunlich viele, aber immer noch verhältnismäßig wenig Leute unterwegs sind. Die Hauptsaison ist rum, es ist Montag, die Straße ist wegen Bauarbeiten nur gelegentlich frei, und die Fähre kommt nur 4 mal am Tag. So stolpern heute keine Horden umher, aber doch Leute aus vielen verschiedenen Ländern.

Alle wollen sie sich auf den selben Stein stellen, den Kjeragbolten, und ein Foto von sich haben. Wir auch, klar. Dabei sind hier nicht die Menschen das Schöne, sondern die Landschaft. Dagegen kommt keine Beauty Queen an. Trotzdem muss es halt sein, weil… äääh… weil es halt so sein muss. Der Weg ist 5km lang und geht 500hm rauf. Statt der angegebenen 3h sind wir in 1h20 da. Recht wenige sind hier, so müssen wir nicht ewig anstehen, wie es hier zur Hauptsaison üblich ist, sondern nur kurz warten, und können ausgiebig Bilder machen.




Dann zügig zurück. Wir sind zwar flott unterwegs und gut in der Zeit, aber viel Puffer haben wir nicht. Die Abfahrt ist irre. Enge Kehren, konstant steil, leider fast keine Aussicht. Ein Tunnel führt tief in den Berg hinein, macht ne Kehre, und führt wieder zurück, das ganze immer noch steil bergab. Erst danach bietet sich ein schöner Blick, und der wirkt.


Und jetzt bin ich da. Aus eigener Kraft von Oslo nach Lysebotn, von Fjord zu Fjord. Ich bin nicht nur da, ich komme wirklich an. Bisher war so vieles ungewiss, jetzt ist alles klar. Ich juble, tanze, freue mich wie lange nicht mehr! Da. Wirklich und echt und tatsächlich da. Irgendwas macht dieser Ort mit mir, dieser Fjord, bewegt mich. Diese gewaltige Landschaft macht mich glücklich. Warum, das weiß ich nicht. Aber es ist so, und das ist gut.

Der Abschied von Tom und Tina ist herzlich. Unsre Routen werden sich noch ein paar Male kreuzen, so dass wir uns vielleicht wiedersehen. Ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit, die 3 Tage, welche sich anfühlen wie eine Ewigkeit. Immerhin haben wir einen Teil unserer Abenteuer geteilt. Und ich fühle mich nicht mehr wie ein Alien, ein Außenseiter oder Verrückter, der immer komisch angeschaut wird, sondern wie einer von wenigen, die etwas Besonderes machen.


Zehn Tage schon. Oder erst? Die erste Etappe ist geschafft, Zeit für eine kleine Bilanz. 468 km, 6663 hm, 28 Stunden und 17 Minuten am treten. Mindestens 6 Mal Kaffee mit Süßteilchen genossen, unzählige Liter getrunken, aberwitzige Mengen an Kalorien verbrannt und gemampft. 3 Mal Sonnencreme gebraucht und 2 mal benutzt. Einmal im Regen gefahren. 8 mal geduscht, 1 mal im See gebadet. 7 mal im Zelt geschlafen (mit heute Nacht) und 3 mal in ner Hütte. Ein Traum erfüllt.
