Tag 8: Im Fjell regnet es

Eine kleine Hütte, so groß und luxuriös sie im Verhältnis zum Zelt sein mag, ist zu viert ziemlich eng. Aber es ist gut, wir verstehen uns bestens. So wurde es gestern spät, und heute schlafen wir bis 8 Uhr, also quasi ewig. Ein ausgedehntes Frühstück folgt, inklusive frischem Obst und Müsli und Tee und guten Gesprächen.

Regen macht die Berge schön. Welcher Fotograf will schon Sonne?

Der junge Lüneburger will heute schon weiter, gediegen das Setesdal herabrollen, um morgen in Kristiansand zu sein. Das nieselige Wetter hält ihn ne Weile ab, wir tauschen uns über Fotografieren und Radeln aus. Seine Fotos sind schön, sein Reisegeist beeindruckend, sein Mut zum Probieren lassen ihn bestimmt noch ne Menge in der Welt erleben, und Dinge und Leute bewegen. Hey, wenn Du das liest… weiterhin gute Fahrt, allzeit Luft in den Reifen und den Blick zum Horizont und weiter.

Ja, auf Grasdächern sprießen sogar Bäume, wenn man mit der norwegischen Flagge davor herumwedelt.

Wir 3, machen es uns noch gemütlich, denn oben im Fjell, wo wir hin wollen, regnet es heute ganz widerlich. Der Regen zieht von Westen heran, bleibt in Fjorden und Bergen hängen, hier kommen nur Schauer an. Zwischen diesen jagen wir Mampf im Supermarkt, dazu noch Schokobøller. Nein, die knallen nicht, Bøller heißt einfach Brötchen. Im nordischen Rezept ist Kardamom drin, das finde ich total super.

Das Flüsschen Otra, welches das Setesdal hinabfließt

Nachmittags packt uns doch noch der Bewegungsdrang. In der Nähe gibt es den höchsten Wasserfall des ganzen langen Tals. 10km mit Gegenwind bergan geradelt und noch ein paar km gelaufen, lassen wir uns bereitwillig beeindrucken von dem wirklich schönen Gloppefossen.

Tina zaubert in der winzigen Küche das Abendessen, eine große Gemüsepfanne mit Kartoffeln und kleinen Dingen, die weg müssen, entweder weil im Glas und Glas sehr schwer ist, oder weil kleine Reste halt einfach doof sind. Durch das gemeinsame Kochen ist mein halber Liter Olivenöl tatsächlich jetzt schon leer, ich flitze zum Supermarkt, während Thomas noch an seinem Sattel herumschraubt. Nach dem Essen gelüstet es uns nach Eis, so dass die beiden kurz vor Ladenschluss noch welches erbeuten. Ein echter Bonus bei der viele Bewegung ist, dass man so viele leckere Sachen essen darf.

Unsere Hütte kostet lediglich € 50 pro Nacht, also 17 pro Person. Das ist echt günstig. Zwar mit Gemeinschaftsbad, das 100m weg ist, aber wenn man € 80 pro Nacht zahlen möchte, hat man ein eigenes Bad in der Hütte. Thomas und ich lernen, dass der Campingplatzbesitzer erst seit einem Jahr den Platz hat und kräftig am renovieren ist. Die Anfänge sieht man, aber es gibt, wie er frei heraus sagt, viel zu tun. Da er nur mäßig Englisch spricht, fordert er mein Norwegisch ganz schön! Macht Spaß, und ich entwickle derzeit viel Mitgefühl für Menschen, die Deutsch lernen und radebrechend ihr Bestes geben.

Heute war ein schöner Tag. Ungewöhnlich gesellig nach den fast schon etwas einsamen letzten Tagen. Mir geht’s gut, und meine Kniesehne zickt nur noch wenig. Den Anstieg morgen wird sie überleben. Noch ist reichlich Voltaren in der Tube. Und gerade meldet die Wettervorhersage, dass ich keinen Tag in Soleskard im Regen ausharren muss, sondern Montag bereits in den Lysefjord hinabdüsen kann. Insgesamt soll das Wetter die nächste Woche prima werden. Lange schon hab ich mich nicht mehr so sehr über nen Wetterbericht gefreut! Yeah!