Mit dem Rad zwischen Fjord und Fjell – ein Resümee

Jeder Tag ne andere Farbe, Cheats gestrichelt. Hier geht das gerade nicht besser. GPX Track kommt noch, und auch andere Karten. Gerne auch anfragen. Für heute muss das genügen. Hier die Karte in hoher Auflösung.

Ich bin in 6 Wochen eine 8 gefahren, oder eher ein &-Zeichen rückwärts. Also: In Oslo im Osten gestartet, dann in den Südwesten an den Lysefjord. Von dort hoch gen Nordosten entlang des Hardangerfjords und zweimal über den Sognjefjord, weiter zwischen Jostedalsbreen und Jøtunheimen hindurch nach Lom. Dann nach Westen an den Nordfjord und möglichst nah am Jostedalsbreen nach Süden, zurück über den Sognefjord. Die Hardangervidda nördlich gestreift und dann im Osten und Süden eng umrundet, bis das Setesdal mich nach Süden führt, und zum Abschluss nach Osten an den See Bandak. Puh.

RoutenplanungTag 1Tag 10Tag 20Tag 30

Gewählt habe ich all die kleinen, ruhigen Straßen zwischen Fjord und Fjell. Es sollte bergig sein und viele Landschaftswechsel haben, an den höchsten Bergen und tiefsten Fjorden vorbeiführen, ohne von zu viel lästigem Verkehr abgelenkt zu werden. Wo große Tunnels darauf warten, Autos zu verschlingen, fuhr ich über alte, einsame Pässe. Küste, Inland und Städte interessierten mich diesmal gar nicht. Norweger, denen ich die Strecke beschrieb, meinten, ich hätte viele der schönsten Teile Norwegens gesehen, die man per Straße erreichen kann. Und ich würde alles gern nochmal fahren und sehen.

Zahlen, Daten, Fakten
An 33 von 41 Tagen gefahren
1.955 Kilometer, davon etwa 35 in Tunnels
27.717 Höhenmeter: 3 mal der Mount Everest, oder 154 mal der Branich
115 Stunden 36 Minuten am Fahren
240 Höhenmeter pro Stunde Fahrzeit geklettert
1 gebrochener Seitenständer, 1 Zinken aus der Gabel gebrochen, sonst keinerlei Defekt oder Panne

30 mal im Zelt geschlafen, 10 mal in einer Hytta
7 mal Fähre gefahren, 1 mal Zug, 2 mal per Anhalter durch für Radls verbotene Tunnels
Ein Dutzend Reiseradler getroffen, mit 2 Rennradlern zusammen 3 Pässe erklommen
5 Stabkirchen besucht

Mampf & Schlürf
7 Laibe Brot
6 Packungen Müsli
5 Gläser Marmeladen und 5 Gläser Erdnussbutter
6 Blöcke Käse á 500g
3 Packungen Marzipan á 400g
5 Flaschen Öl á 500ml ins Abendessen gekippt
6 Flaschen Sirup, Blaubär und schwarzer Johannisbär
82 Beutel Schwarztee aufgebrüht
4 Bier genossen (3 davon spendiert bekommen)
Eineinhalb Dutzend Liter Orangensaft, dito Packungen Kekse
Abertausende Kichererbsen und Erbsen
Ungezählte, weil unzählige, Süßteilchen und Kaffee zwischendurch

Begegnungen
Dies sind diejenigen, mit denen ich Zeit verbracht habe, Gespräche geführt habe, Etappen gefahren bin, oder die mir geholfen haben. Überdies bin ich vielen weiteren tollen Menschen begegnet, mit denen ich mich ausgetauscht habe.
Thomas & Tina
Hannes
Matthias & Filiz
Eva & Partner
Michael & Dagmar
Tor Ove
Norbert & Elke & Casjen & Seya
Eirik
Bernice & Rick
Frank & Yvonne
Heidi & Petro
Aina
Corentin, Chloe & Guillaume
Roar
Justin
Marita
Per Morten & Beata, Ove & Mette
Borghild
Aron
Romain & Clarisse

Aber warum Fahrrad, ausgerechnet in Norwegen, wo es doch nie flach ist? Zu Fuß kommt an an die tollsten Stellen, aber kann immer nur ein kleines Fleckchen auf der Landkarte erkunden. Mit dem Auto ist man wuuusch viel zu schnell und hält doch zu selten an. „Hast Du das gesehen rechts, der Bach? Der war schön!“ – „Häh? Oh, nein, verpasst, schade.“ Mit dem Velo hat man das richtige Tempo, um die Landschaft sich entfalten zu sehen. Man ist so langsam, dass man alles aufnimmt, stets anhalten kann, jederzeit pausieren kann. Und trotzdem legt man so große Strecken zurück, dass die Landschaft sich verändert. Zudem ist es leise. Und man ist draußen, atmet die Luft, erduftet den Wald, fühlt den Wind. Und jedes Fjell ist hart erarbeitet, der Körper belohnt den willigen Geist mit reichlich Glücksgefühlen. Mein Ziel waren nie Orte, sondern das Erleben während der Fahrt. Wenn ich ankam, hatte ich selten das Bedürfnis, noch etwas sehen zu müssen oder erkunden zu gehen, denn das habe ich ja bereits den ganzen Tag gemacht. Ich würde diese Reise jederzeit wieder so tun.

Als Reiseradler genießt man besonderen Status. Fremde Menschen schauen und grüßen, Autos überholen mit reichlich Abstand, Leute helfen gern, ich komme schnell ins Gespräch und werde oft angesprochen. Anfangs hatte ich Sorge um meine Packtaschen und Sachen, aber das verflog – je größer die Stadt, desto vorsichtiger sollte man dennoch sein. Gerade hier, wo es nicht so viele Verrückte gibt, die sich das antun wollen, ist man eine Ausnahme, aber auch daheim bei der kleinen Testtour habe ich bereits erfahren dürfen, dass Reiseradler die Welt anders erleben dürfen und andere Begegnungen haben, viel Freundlichkeit und Offenheit erfahren. Gerade alleine zu reisen hat viele Begegnungen ermöglicht, auch die mit mir selbst. Das alles war eine wirklich tolle Erfahrung.

Ich habe viel über Norge gelernt. Verstehen tue ich hier noch lange nicht alles, vieles ist mir gar ein Rätsel. Die Sprache rudimentär snakken zu können hat vieles erleichtert und verständlicher gemacht, nicht nur die Zutatenliste von Mampf im Supermarkt bei der Wahl des Dinners. Ich habe nicht nur die Landschaft erfahren, sondern auch ein Stück weit das Land kennen gelernt – mehr als ich erwartet hatte.

Mein Ziel, den Kopf frei zu kriegen, hab ich definitiv erreicht. Jetzt bin ich erst einmal erlebnismüde. Der Körper schaltet in Regenerationsmodus und verlangt nach Wärme, Tee, Sofa und Keksen. Und Marzipan, natürlich. Der Kopf verlangt nach Ruhe, bitte nichts Neues jetzt. Da gibt es wohl noch ne Menge zu verarbeiten. Wenn ich die Augen schließe und an die vergangenen Wochen denke, blitzen tausend schöne Bilder und Erinnerungen auf, alle mit Gefühlen und Namen und Erlebnissen verknüpft.

Dieser Blog diente mir als Tagebuch, und ich werde die Einträge und Bilder sicher einige Male durchgehen. Was daraus entsteht, und wie weit mich das verändert haben mag, wenn überhaupt, das wage ich heute gar nicht abzuschätzen. Danke für alle Unterstützung, Nachrichten, Fragen und Anregungen. Ich mag zwar alleine unterwegs gewesen sein, einsam war ich aber selten. Jetzt freue ich mich darauf, altbekannte Freunde wieder zu treffen und zu erfahren, was inzwischen so alles passiert ist.

Der Gråskjegg verabschiedet sich. Dies war mein erster Reiseblog, jedoch sicher nicht mein letzter.

Tag 41: Kurzes Finale nach Lårdal

Es regnet doch noch, Yr hatte recht – und es bleibt nicht beim Yr, beim Nieselregen, sondern macht ganz ordentlich alles nass. Das Tröpfeln auf dem Zeltdach bringt mich schnell in tiefen Schlaf. Ans Schlafen im Zelt hab ich mich inzwischen sehr gewöhnt, überhaupt ans Zeltleben. Das auf-dem-Boden-Herumkrauchen hat auch was von Yoga, finde ich. Ein paar Yoga-Übungen mache ich ohnehin gegelentlich, denn so sehr ich mich an die 2cm dünne Isomatte gewöhnt habe, eine Matratze ersetzt sie nicht. Auch ist die Belastung und Haltung beim Radeln eher einseitig, so dass natürlich auch Verspannungen kommen, denen ich entgegenwirken will.

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Irgendwann wache ich auf, bin überzeugt, es ist schon längst später Morgen, bin auch hellwach und fühle mich ausgeschlafen – der Blick auf die Uhr verrät: 3 Uhr. Oh wow. Na, ich bin ja erholt. Das Licht kam von den doch ziemlich hellen Laternen auf dem Zeltplatz, welches natürlich problemlos auch im Zelt die Nacht zur Morgendämmerung macht. Problemlos schlafe ich tief und fest, schlummere in die echte Morgendämmerung hinein, der Regen lässt nach, und ich bleibe liegen, solange es meine Blase erlaubt.

Auch im Zelt gibt es reichlich Tau. Nein, hier hat es nicht reingeregnet.

Anziehen, Bad, zurück zum Zelt, Tee und Topf und Flasche zur Küche tragen. War da nicht noch was? Als das Wasser kocht, fällt es mir ein: der Topfgriff. Mit spitzen Asbestfingern schaffe ich es, das kochende Wasser in die Flasche zu füllen, stopfe die Teebeutel dazu, schraube die Flasche zu und trage sie am praktischen Henkeldeckel zurück. Und weil ich gerade da bin, nehme ich auch noch ne halbe Pizza mit, die soll heute mein Frühstück sein. Und was für eines! Mjam! Da es wieder nieselt, genieße ich diesmal den kulinarischen Tagesstart mit Tropfenmusik im Zelt.

Pizza a lá françoise- die Zweite. Nicht nur der Hunger treibt es rein, ist immer noch lecker.

Heute geht es wirklich weiter, ich packe also gemütlich vor mich hin, ziehe mich um und warte, bis der Regen etwas abnimmt und Anja sich von unterwegs aus meldet. Ich werde rund 2 Stunden brauchen, sie etwa 3 Stunden. Gut abgestimmt könnten wir etwa gleichzeitig in unsrer Bleibe eintrudeln. Warte, nur 2 Stunden Fahrradfahren heute? Hm, das ist schon arg wenig. Aber machen kann man nicht viel, die Möglichkeiten sind begrenzt. Ich freue mich immer noch auf die Fahrt im Regen. Mal sehen, ob das was wird, oder mir diese Erfahrung verwehrt bleibt.

In der Küche treffe ich wieder Clarisse und Romain, denen die Reisepause sichtlich gut tut. Sie kommen endlich dazu, über mehr zu sprechen als Kalorienjagd, Unterschlupfsuche, Streckenalternativen und Wetter. Wir tauschen unsere Kontaktdaten und sind uns ziemlich sicher, dass wir uns wiedersehen – sei es in Grenoble oder Heidelberg, oder vielleicht ganz woanders. Da meldet sich Anja, dass sie bereits von der Fähre runter und gut unterwegs sei, und ich hab noch nicht mal das Zelt eingepackt! Oha, nun aber zackig. Zum Glück hab ich 6 Wochen geübt, so geht es wirklich flink, und kurz später bin ich abfahrbereit. Nach nur 2km wird es ne Weile steil bergauf gehen, also starte ich bei leichtem Yr und 10°C in kurzen Sachen – genau richtig, wie sich bald herausstellt. Ein kurzer aber herzlicher Abschied von den beiden Franzosen, und ich bin unterwegs.

Gråskjegg geht wieder auf Tour mit Blåjernhest – dem blauen Eisenpferd
Keine Minute später muss ich schon bremsen. Verfloxt, jetzt ne ordentliche Aussicht… keine Zeit dafür, leider. Wolken machen Berge schön – erwähnte ich das bereits?

Es geht mit 11% kontinuierlich bergauf, mein Puls ist mitunter deutlich jenseits der 140, aber das ist heute egal. Ne Stunde halte ich das gut durch, das weiß ich. Und tatsächlich klettere ich in der ersten Stunde satte 570hm hinauf, das ist Rekord mit dem Gepäck! Ach, was würde ich gern weiterfahren und erkunden, wie fit ich eigentlich werden kann. Ich hab gestern bei Duschen schon bemerkt, dass ich 2 weitere Kniescheiben habe – zumindest sah es von oben so aus, so dick sind die Muskeln geworden. Die zusätzliche Motivation, Anja bald wieder zu sehen, gibt mir sicher auch ein bissl Schub.

Leider gibt es Aussicht von oben nur mit Strommast im Weg. Norwegen ist leider voller Strommasten und -leitungen.

Die Wolken wabern wild durch das Tal und über den Bandak, immer wenn ich runterschauen kann, sieht es anders aus. Dann bin ich selbst in ner Wolke, der Niederschlag wird heftiger, aber mich stört das nicht. Noch nicht. Zwischen Regentropfen läuft trotzdem der Schweiß, auch bei inzwischen nur noch 8°C. Ich genieße es, so intensiv lebt es sich sonst selten: die kühle Waldluft, die schöne, gleichmäßige Anstrengung, das vorüberziehende Grün, der gelegentliche Ausblick, und heute erstaunlich viele Aufmunterungen von Autofahrern – einer filmt mich sogar. Im Home Office ist es definitv langweiliger.

Hey, die kenn ich doch! Die Stabkirche von Eidsborg, diesmal nass. Die werden wir die nächsten Tage bestimmt nochmal besuchen, dann hoffentlich mit englischer Führung.

Als ich so ziemlich oben bin, merke ich beim ersten kurzen flachen Stück, wie kühl es mit Fahrtwind wird. Also schnell die langen Sachen drüber, und ein paar hundert Meter weiter auch die Regenjacke, dafür pack ich die Brille weg. Ohne seh ich mehr als mit. Regenhose und Schuhüberzieher lass ich mal weg, ich will wissen, was die Softshellhose kann und wie gut es mit nassen Wollsocken in nassen Trailrunningschuhen geht. Die Hose kann einiges und geht auch nass, die Schuhe sind auch nass wunderbare Treter. Trocknen müssen wollte ich das Zeug nicht im nassen Zelt bei Dauerregen, aber später erwartet mich ein Holzofen, da ist Zeit für Experimente.

Klar? Nicht so. Ohne ist besser.
Kann das denn Spaß machen? Ja. Eindeutig ja. Zu erleben, dass man den Elementen gut trotzen kann, ist einfach schön. Und sobald man mal nass ist, ist es auch egal. Nass werden ist bäh, nass sein dagegen okay.

Ich war flink über den Berg und kann mir jetzt Zeit lassen. Die letzte Abzweigung führt mich auf eine unbefestigte Straße, die sich aber super fährt, fast als wäre es Asphalt. Nur einmal kommt mir ein Auto entgegen, dafür rasant, aber Platz ist genug. Hier soll man bei Dämmerung gut Elche sehen können. Überhaupt habe ich keinen einzigen Elch gesehen auf dieser Tour. Auf anderen Trips in Norwegen hab ich die schönen großen Tiere immer nur in der Dämmerung angetroffen.

Und das ist auch was doofes beim Radeln mit Zelt: man ist an den Tag gebunden und kann nicht zur frühen Morgenstunde oder in den Abend hinein unterwegs sein. Das heißt, gehen ginge es schon, aber nur mit erheblichen Umständen. Um früh unterwegs zu sein, müsste man vor der Dämmerung aufstehen und packen und beladen und losfahren, Frühstücken wäre da kaum möglich, kalt wäre es auch, also erstmal ein paar Stunden mit Kleinfutter überleben. Und tagsüber müsste man dann alles trocknen, also länger Halt machen, einiges auspacken, aufbauen… uffz.

Um in den Abend hineinzuradeln, müsste man schon kochen und essen, bevor man das Zelt aufschlägt, denn im Finstern macht das keinen Spaß, und hungern oder nur von Nüssen und ähnlichem ernähren geht ja auch nicht wirklich. Also Halt machen, auspacken, kochen, sauber machen, einpacken, beladen, in den Abend fahren und im Halbdunkel nen Zeltplatz finden? Und dann verschwitzt in den Schlafsack? Sich waschen im finsterer Kälte ist ja nun nicht gerade erstrebenswert. Hmm, ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Dabei sind es die Grenzen des Tages, welche oft tolle, ruhige Stimmungen bringen, und in denen dahinzurollen eigentlich schön wäre. Nur halt so ungemein unpraktisch, zumindest zu dieser Jahreszeit in Norwegen.

Da gibt es auch nen Campingplatz in Lårdal? Hmm… falls ich es mit festem Dach über dem Kopf nicht aushalte, kann ich ja schnell flüchten.
Schotterpiste, kleiner Bach, viel Wald – garantiert Elchgebiet.

Viel zu schnell geht es heute, da bin ich schon da. Die Vermieter der kleinen Wohnung sind super nett, ich darf auch das Zelt zum Trocknen im Garten aufbauen, der Ofen ist vorgeheizt, die Wohnung super gemütlich, die heiße Dusche tut gut. Ich glaube, hier kann ich es ein paar Tage aushalten. Ja, ich bin schon auch froh, mal was anderes zu machen und ne Weile an einem Ort zu bleiben. Ewig unterwegs, die Straße als Heimat, stetiger Wechsel – das ist zumindest derzeit für mich nicht vorstellbar.

Da steht es, und darf auch stehen bleiben. Natürlich ohne Gepäck.

Bald kommt auch Anja, und das Wiedersehen ist mehr als herzlich! Lang haben wir uns vermisst, 6 Wochen sind schon wirklich arg lang. Es gibt viel zu erzählen, aber erstmal sich ansehen, fühlen, nah sein. Und essen. Am Tisch, auf Stühlen, mit jeder Menge Auswahl und frischen Tomaten und Paprika aus dem Garten daheim. Ein Festmahl.

Im Joker sogar ein wirklich leckeres Brot entdeckt, das wir zu zweit auf Anhieb fast niedermachen.

Diese Seite heißt ja nicht umsonst kurz mal raus, denn so ergeht es Anja und mir immer wieder: „Komm, lass mal kurz raus gehen“ – „Okay“ … „Warum wird es eigentlich schon dunkel?“ So geht es auch diesmal, als wir uns nur mal kurz die Beine vertreten wollen. Schon sind wir auf dem Weg durchs Gestrüpp, um eine Abkürzung zum Lårdalstigen zu nehmen, wo es ne schöne Aussicht auf den Bandak gibt. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir dort, genießen kurz den Augenblick, bevor uns der Wind den Schweiß kühlt und wir den steilen Weg durch den schnell dunkler werdenden Wald wieder nach unten düsen.

Nee, das ist wirklich nicht bearbeitet oder gestellt. Das war so. Echt jetzt.
Die Aussicht. Ich weiß, schon wieder See, Wolken, Berge, Wald. Mein landschaftlicher Geschmack dürfte inzwischen geklärt sein.

Auf den letzten Metern kommt noch der Mond hinter den Bergen raus und beleuchtet die schwindenden Wolken, die ersten Sterne lassen sich sehen. Es wird regelrecht romantisch. So darf eine große Tour enden, das ist schöner als zurück in die große Stadt und Trubel und Fähre und Menschen und Zugfahren und all der Stress, Lärm, Hektik. Hier in einem einsamen Dorf zusammen mit der Liebsten bin ich bereit, das Abenteuer zu beenden. Das nächste kommt bestimmt bald. Morgen will ich versuchen, die Tour auf eine Karte zu malen und ein paar Zahlen, Daten und sowas zusammen zu schreiben, quasi ein Fazit. Heute schaff ich das nicht mehr, das weiche Bett ruft dafür zu laut.

Tag 40: Französische Pause

Warte, Du liest immer noch mit? Irre! Nee, jetzt ganz ehrlich: ich hab keine Ahnung, wer hier alles mitliest. Tust Du mir nen Gefallen? Schreibst Du mir ne Mail? Egal wie kurz, sogar ein „Ich lese mit“ genügt, aber gern darfst Du mir verraten, wie es Dir beim Lesen so ging. Und Fragen beantworte ich natürlich auch, klaro. Danke Dir!

Aber jetzt zur Sache. Die Sache, also die Hauptsache heute, ist erstmal Ausschlafen. Ausschlafen tut gut. Nachts bin ich gelegentlich wach, und ich spüre meine Oberschenkel deutlich. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass ich nicht viel fahren sollte. Weit ist es ja eh nicht mehr, also mache ich mir keine Sorgen. Um 8 bin ich putzmunter, während Clarisse und Romain noch nichts von sich sehen lassen.

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Heute soll es im Laufe des Tages regnerisch werden, und jetzt ist es bewölkt, die Luftfeuchtigkeit hoch, alles trocknet deutlich langsamer. Ich mache mir Tee in der Küche und rühre ein großes Müsli mit Schokopulver, Blaubeersirup und heißem Wasser an. Auf nem Stein sitzend schaue ich auf den Fluss und esse genüsslich, lasse so den Tag beginnen. Draußen sein ist gut, tut gut. Muss ich daheim wieder mehr machen.

Der einzige Zeltplatz mit Strom für Zelter, an jeder Laterne gibt es 4 Steckdosen. Luxus.

Die Franzosen ruhen immer noch, und nachdem Clarisse gestern meinte, sie sei etwas reisemüde, vermute ich ganz richtig, dass die beiden nicht wie Thomas und Tina weiterziehen, solange es irgendwie geht, sondern hier Pause machen. Ich packe gemütlich ein paar Sachen und lasse mir Zeit. Ah, zahlen muss ich ja noch, und jetzt ist der Besitzer auch an der Rezeption, vor welcher die beiden Reiseradler auf der klassischen Tisch-Bank-Kombo frühstücken. Wir unterhalten uns, ich kriege nen Kaffee, und stehe auf einmal vor der Wahl, auch noch nen Tag hier zu bleiben, aber morgen den Rest im Regen zu fahren. Entweder heute hier Gesellschaft genießen, oder aber alleine bei Regen im Zelt sitzen und reflektieren und Blog schreiben. Als Romain meint, wir könnten heute zusammen Pizza machen, fällt mir die Entscheidung sehr leicht: wenn Franzosen zum kochen einladen, dann isst man mit.

Also wird ein Einkaufszettel erstellt, Romain und ich gehen Mampf kaufen. Vorher schaue ich noch bei ner Werkstatt vorbei und bekomme Miljøbensin für den Kocher, das ist Benzin mit weniger Additiven, das rußt weniger und ist gesünder. Der Werkstattmensch ist sehr skeptisch, meint, Benzin sei gefährlich und fragt besorgt, ob ich denn auch im Zelt koche. Hab ich schon ein paar Dutzend Male gemacht, im gut belüfteten Vorzelt, und habe keine Sorgen. Ob ich die Dichtung der Flasche erneuert hätte? Ja, habe ich gerade erst. Zugegeben, nach 10 Jahren das erste Mal, und es war nötig. Er mahnt zur Vorsicht, wirkt noch immer skeptisch. Mir scheint, der Gute hat üble Erfahrungen mit Benzin erlebt oder zu hören bekommen.

Tatsächlich ist der Benzinkocher, ein MSR Whisperlite, schon gewöhnungsbedürftig und nicht so sauber und bequem wie ein Gaskocher. Anheizen dauert ne Minute und qualmt etwas, mit Rein- oder auch Waschbenzin ist das deutlich angenehmer, aber trotzdem immer etwas Aufwand. Regulieren ist auch nicht so leicht, und er brennt beim Ausmachen immer etwas nach. Dafür hält eine Flasche echt ewig, man bekommt überall Nachschub, und muss nie leere Gaskartuschen herumschleppen. Den Vorteil, dass er auch bei eisiger Kälte einwandfrei brennt, musste ich bisher nur einmal nutzen, als ich im Februar auf dem Gletscher des Similaun gezeltet habe (mache ich so schnell nicht wieder). Ich mag es, Feuer zu machen, und der Geruch dabei ist bei mir inzwischen fest verdrahtet mit Outdoor, Wildnis, Abenteuer. Trotzdem freue ich mich auf ne Lösung, die ohne fossile Brennstoffe auskommt.

Wir 3 tauschen uns viel aus, spielen dann eine Weile Ping Pong mit aalglatten Plastikschlägern, mit denen man überhaupt keinen Effet erzeugen kann, so dass meine uralten Reflexe mich ständig in die Irre führen. Macht trotzdem Laune. Ein Spaziergang auf der Insel führt zu romantischen Plätzchen, die auch bestimmt gut zum Angeln sind – Romain hat am Fahrradrahmen eine Teleskopangel befestigt, bisher bekamen die beiden es aber nicht übers Herz, nen Fisch auch zu töten. Er verzichtet deshalb auch heute auf den Versuch, nen Wurm zu baden.

Das soll ein Regentag sein? Na, kann ja noch werden.

Irgendwann ist Pizza-Time. Ich befolge Anweisungen, Romain dirigiert. Im Supermarkt haben wir vorgebackene Pizzaböden gefunden, diese werden mit Creme Fraiche bestrichen und dann dick belegt, zuoberst kommt Brie. Italiener würden uns dafür, dass wir dies „Pizza“ zu nennen wagen, vermutlich mit Betonschuhen im Bandak versenken. Ich bin auch skeptisch. Der Aufwand ist nicht unerheblich, denn alle Beläge werden vorgegart oder angebraten. Aber als ich probiere, verfliegt jeder Zweifel. Das norwegische IPA, das ich spendiere, passt mit seiner herben Fruchtigkeit prima dazu. Wow. Das ist die erste richtige Mahlzeit seit Beginn der Reise. Heute hier zu bleiben war ne gute Entscheidung, der Tag war echt schön.

Neben dem Kochen lerne ich auch, auf Französisch zu fluchen.
Französische Pizza und norwegisches IPA. Skål und bon appetit. 4 Pizzas backen wir, verschieden belegt, aber schaffen nur zweieinhalb.

Wir erzählen noch, natürlich auch über unsere Arbeit. Dabei merke ich deutlich, wie sich die Gesichter, die Haltung, die Sprache verändern. Lebhaftigkeit und Frohsinn weichen Ernst und Frust. Verfloxt, irgendwas machen wir doch falsch im Arbeitsleben, wenn das so aufzehrt und die Kräfte raubt. Aber ich merke auch wieder, warum ich den alten Job gekündigt habe, und warum ich für den neuen so brenne.

Ich möchte Software so bauen, wie es sein soll, und die Möglichkeit, das zu gestalten, werde ich haben. Da freue ich mich drauf, und merke auch deutlich, dass die Altlasten weiter weg sind, sich fern anfühlen. Ja, da kommen noch Frust und Verzweiflung hoch, wenn ich davon erzähle, wie schwerfällig ein Großkonzern ist, und wie wenig man als Einzelner insgesamt ausrichten kann. Aber es sind fernere Erinnerungen einer doch eher schon vergangenen Zeit, die mich nicht mehr so belasten. Ich bin merklich freier. Befreiter.

Mein Einhorn leuchtet bei Bedarf sogar. Ein Leuchthorn. Oder ne Hornleuchte? Ein Einleuchter? Ja, das ist einleuchtend.

Inzwischen hat ganz schleichend ein leichter Dauerregen eingesetzt. Zwischen Zelt und Toilette genügt eine Softshelljacke, beim Wandern oder Radeln wäre man ratz fatz durchweicht. Das ist uns schon öfter passiert: Erst machen die paar Tropfen nichts aus, dann könnte es ja bald wieder aufhören, und bis man denkt, Regensachen wären doch ganz gut, ist man bereits total nass. Ich schreibe wieder im Zelt, bin dankbar für die 3kg Stoff, die mich so gut schützen. Die Niederländer nebenan, die mit Zelt und Auto unterwegs sind, haben ihre Fahrräder mit nem Plastiküberwurf geschützt. Mein geliebtes Fahrrad steht draußen und wartet geduldig auf mich, damit wir morgen die letzte Etappe bewältigen.

Mein tapferer Gefährte. Es braucht noch nen Namen. Vielleicht erträume ich heute Nacht einen…

Tag 39: Zurück nach Dalen am Bandak

Ein Grad. Brrrrr. Ein popeliges Grad hat die Nacht mir gelassen, um den Tag anzufangen. Der Himmel ist klar, und alles ist nass vom Tau. Ich glaube, so nass war das Zelt noch nie. Da die Etappe heute verhältnismäßig kurz ist, habe ich bis 8 geschlafen, und hoffe, dass es die Sonne bald über den Berg schafft. Müsli und Tee genieße ich am stillen Fluss, natürlich in die Daunenjacke eingekuschelt. Bald schafft es die Sonne, und das große Trocknen kann losgehen. Zweimal ziehe ich das Zelt in die Sonne und packe es als letztes ein. Den vom Atem feuchten und vom Innenzelt vollgetropften Schlafsack lege ich auf einer Holzbank in die Sonne. Wird schon.

RoutenplanungTag 1Tag 10Tag 20Tag 30

Alleine reisen ist bemerkenswert wortlos. So vergehen die 2 Stunden, bis ich abfahrbereit bin, ohne ein gesprochenes Wort. Zu zweit würde man sich stets austauschen und abstimmen, egal wie eingespielt man ist. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, auch daran, dass es nur mein Tempo gibt. Ich bin gespannt, wie das zu zweit werden wird. Aber abends hab ich ja gelegentlich Gesellschaft, und da läuft die soziale Synchronisation wie gewohnt, also stelle ich mich jetzt nicht auf massive Umgewöhnung ein. Jetzt gerade genieße ich es so aleine und wortlos und selbstbestimmt.

Bis ich um kurz nach 10 mit weitgehend trockenem Zelt loskomme, sind es 8°C und ich lasse die langen Sachen an. Nach 3 km kommt der Anstieg, der stetig mit 7% Steigung rund 400hm erklimmt, wobei mir nach 50hm bereits der Schweiß läuft und die langen Sachen hinten auf die Gepäckrolle wandern. So ist es besser, sogar im Schatten.

Der letzte sonnige Tag fürs erste. Passt bestens zu diesem pittoresken Tal.

Irgendwann höre ich ein regelmäßiges Klopfen. Vom Fahrrad scheint es nicht zu kommen, nein. Aber es erinnert mich an etwas. Aber was? Ah ja, genau, der Felsspecht, ääh, also, der Rollskifahrer am Sognefjell. Und tatsächlich kommt wieder einer angerauscht, irre schnell den Berg hoch. Er lässt sich auf mein Tempo herab, denn er dreht gerade nur eine kleine morgendliche Runde, und wir quatschen.

Aron Åkre Rysstad lebt von diesem Sport, ist Profi-Langläufer und beantwortet geduldig meine Anfängerfragen, der ich noch nie nen Rollski aus der Nähe gesehen habe. Ich muss mir mal dringend so nen Wettkampf anschauen. Er dreht bald um, sprintet vorher die letzten Meter – ich sprinte mit! Aber er zieht mit über 20km/h die 7% Steigung hinauf an mir vorbei – wow. Wir vernetzen uns auf Strava, ich bin gespannt, was für Touren und Zeiten er so fährt. Dann dreht er um und düst hinab, mit 70, 80, manchmal sogar 90 km/h, gebremst wird mit Pflugstellung und vermutlich wild qualmenden Rädchen. Krass.

Sogar die Schafe sind schneller als ich. Eben gucken sie noch niedlich, aber ungekämmt zieren sie sich vor der Kamera.
Hier war ich schon mal vor gut 4 Wochen. Ja, jetzt ist genug mit Idylle hier. Das Setesdal sieht mich jedenfalls wieder, wandern kann man da nämlich auch sehr schön.
Hier war ich auch, aber da floss deutlich mehr Wasser. Ich Vergleiche die Bilder, der Unterschied ist erheblich. Tja, entweder Sonnenschein oder tolle Wasserfälle.

Schön einsam ist die Straße, nur alle paar Minuten kommt mal ein Auto, einmal sogar ein Radler entgegen. Das letzte Mal, an Tag 7, war ich noch ganz hin und weg von der großen weiten Landschaft hier, inzwischen hab ich mehr gesehen. Es ist immer noch schön, aber es geht eben weg vom schönsten Teil, eher hin zum gemäßigten. Eigentlich wäre es auch toll, zurück bis Oslo zu fahren, die Entwicklung rückwärts zu erleben. In Gedanken kann ich das noch tun, denn ich weiß noch unglaublich viele Details, dank Blog und langsamer Reisegeschwindigkeit. Die Variante, von Oslo mit vielen Stopps zum Fjord zu fahren, kann ich jedenfalls sehr empfehlen. Gern dann noch bis an die Küste, das taugt auch sehr.

Die Achterbahn im Fjell, das werde ich vermissen.
See, Berg, Straße, Weite… das Übliche Idyll.

Geklettert war ich wieder schnell, eilig hab ich es nicht, also kann ich gediegen Pausen machen. Erst am Wasserfall mit Zuhause telefoniert, dann am See Käsebrote gegessen. Hier gibt es Nøkkelost, das ist Käse mit Kümmel und Nelken, sehr lecker. Zusammen mit Tomatenmark auf dicke Brotscheiben gibt das mein Lunch.

Kein Troll weit und breit, der mich ärgern könnte, also kann ich ne Pause riskieren.

Endlich geht es nur noch bergab. Irgendwie waren die letzten zwei Tage doch anstrengend, und heute tritt es sich doch schwerer. Erstaunlicherweise gehen lange Anstiege gut, aber diese Achterbahn, das stete Auf und Ab, das zehrt ganz schön. Belastungswechsel sind es wohl, die ich heute nicht so gut wegstecken kann. Also huiii, die lange steile Abfahrt zum Bandak geht es in engen Serpentinen hinab! Laut johlend und lachend komme ich unten an und lass mich gemütlich in den Ort rollen, um gleich mal im Supermarkt einzufallen. Was brauche ich eigentlich alles? Inzwischen habe ich ne feste Einkaufsliste und hake nur noch an oder ab. Yay, Marzipan! So viel Emergency Fuel brauch ich sicher nicht mehr, aber schaden tut es auch nicht. Bei Marzipan lasse ich mir von „brauchen“ vorschreiben, ob ich es kaufe oder nicht.

Fast wie ein Fjord. Fjordesque, sozusagen. Die nächsten Tage laufe ich mal da oben am Rand lang, da führt ein Wanderweg entlang.

Der Zeltplatz hier war super, jetzt ist Saisonende und der Platz schon recht leer. Ich sehe nur ein Zelt und sonst niemanden. Aber die Gebäude sind offen, auch wenn die Rezeption unbesetzt ist. Die Sonne steht auch schon viel tiefer als noch vor einem Monat, und will sich bereits am frühen Nachmittag hinterm Berg verkrümeln, muss aber noch mein Zelt fertig trocknen. Schon wieder muss es husch husch, und ich unter die Dusche und Sachen waschen. Diese kurzen Tage bringen Stress, solange es hell ist, dafür viel Ruhe, sobald der Tag rum ist.

Da, das wird mein Tattoo! Genau so will ich das haben.

Ich schaue nochmal bei der immer noch unbesetzten Rezeption vorbei, da trudeln zwei Reiseradler ein! Niemand da, und dann sowas. Freudig begrüße ich sie, sie freuen sich, ich zeige ihnen den Platz, kenne mich ja vom letzten Mal hier noch bestens aus. Clarisse und Romain sind vor 5 Monaten in Grenoble gestartet. Sie haben die Wohnung aufgelöst, Jobs gekündigt und nehmen sich ne Auszeit. Erst wollten sie nach Australien, Neuseeland, mit nem Camper herumreisen. Aber das war ihnen dann zu viel CO2 für ihr Vergnügen. Also der Entschluss, Europa mit dem Fahrrad kennen zu lernen, angefangen mit ihrer ganz eigenen Tour de France. Den Winter werden sie in Trondheim verbringen und kommen dort per TravelWorks unter: Arbeit gegen Kost und Logie.

Wir kochen und essen zusammen. Die Franzosen gönnen sich natürlich ein richtiges Gericht, und merken auch an, dass es nirgendwo auf ihrer Reise so gutes Essen zu kaufen gibt wie bei ihnen im Land. Das muss ich neidlos zugestehen. Nach Norwegen kommt man definitiv gar nicht wegen der kulinarischen Vielfalt. Die armen, ich hoffe, die Erlebnisse und die Landschaft entschädigen hinreichend.

Einig sind wir uns darin, dass das tollste am Reisen die Begegnungen sind, sowie das selbstbestimmte Handeln. Natürlich gibt es immer Gegebenheiten, die das Handeln einschränken, seien es Wetter, Wege, Budget oder Fahrpläne, aber niemand anderes bestimmt über den Terminkalender. Diese Freiheit von Zwängen und die Freiheit zum selbstbestimmten Handeln sind herrlich. Ich muss versuchen, das im Job irgendwie einigermaßen umzusetzen, sonst brauche ich bald wieder so ne Pause. Das wäre aber keine Lösung, nur Symptombehandlung. Mal sehen, was da geht.

Ich mag auch die intensive Abwechslung zwischen spannendem Austausch und stundenlang alleine wortlos durch die Welt gleiten. Im Deutschen gibt es ja den Begriff der Waldeinsamkeit, des schönen Gefühls, alleine im Wald zu sein. Ich möchte gern den Begriff der Radeinsamkeit prägen: das gute Gefühl, ungebunden und alleine mit dem Rad in der Welt unterwegs zu sein. Ob das für ne Stunde daheim oder für ne Weltreise ist, ist egal, das Gefühl kommt in mir immer wieder schnell auf. Vielleicht passt das Wort gut auf mein zukünftiges Tattoo…

Fahrrad müde, Fahrrad schlafen. Dann mach ich das besser auch mal.

Tag 38: Um den Totak und durch das Setesdal

Still. Es ist irre still hier. Keine Menschen, keine Autos, kein rauschendes Wasser, kein Wind. Nur gelegentlich ein Tier in den Bäumen. Ich schlafe zwar gut, aber doch zu kurz. Wieso trifft man hier immer so interessante Menschen?

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Keine Schneckenplage, aber das Zelt ist sehr nass vom Tau. Wer glaubt, hier im Norden seien die Tage ja immer noch viel länger, der irrt. Klar, im Sommer schon, aber am 21. September ist Tag-Nacht-Gleiche, da dauert der Tag überall auf der Welt genau 12 Stunden, und bis dahin ist es nur noch ne gute Woche. Die Sonne kommt zu spät über den Berg, alles ist kühl und nass. Das gebratene Gemüse aus der Lunchbox ist noch lecker, aber kalt. Zum Aufwärmen hab ich keine Lust, zu viele Umstände. Das Zelt wandert wieder nass in den Packsack, und ich wandere wieder in die noch feuchten Fahrradklamotten. Nach dem dringend nötigen Waschen gestern konnten sie nicht mehr trocknen. Nunja.

Um 9 bin ich startklar. Zumindest technisch. So richtig Lust hab ich nicht. Wie das manchmal so ist: Du stehst auf und weißt genau, was du heute tun wirst. Und womöglich hast du dich darauf gefreut und viel vorbereitet dafür. Jetzt ist es soweit, und du magst gar nicht. Macht aber nix, man kann Sachen auch machen, ohne Lust drauf zu haben – besonders, wenn man weiß, dass es hinterher doch wieder toll gewesen sein wird. So verbiete ich dem kleinen Teufelchen, das mich zum faulen Herumlungern überreden will, den Schnabel, und fahre los.

Die Strecke führt um den See Totak. Der ist 306m tief, wurde wie ein Fjord vom Gletscher ausgehobelt. Und er ist lang. Die Bergwände werden immer steiler, felsiger, richtig schön. Norwegen hat ja irre viele Seen. Der Tinnsjå, an dem ich gestern früh noch war, ist 460m tief, liegt aber nur auf 190m, und ist 35km lang. Aber was sagen schon Zahlen. Wenn man das Gefühl hat, der See hört gar nicht mehr auf, und wenn das Bild des Sees sich auf dem Weg mehrmals wandelt, dann gewinnt man eine vage Vorstellung von dessen Größe. Drauf paddeln wäre auch mal schön.

Der Totak, entwässert in den Fluss Tokke, der in den Bandak mündet. Da fahr ich morgen hin, mit geringfügigem Umweg.
Blick zurück. Diesen coolen Effekt der verschmierten Kamera kriegt nicht mal Insta hin.

Irgendwie war das Frühstück nicht das Wahre. Nächstes Mal besser wieder Kohlenhydrate in Form vom Marmeladenbroten oder Müsli, das hat bisher besser funktioniert. Aber auch die fehlende Stunde Schlaf merke ich deutlich. Nach dem See geht es endlich bergauf, das kann ich gut, da werde ich wach. Oben geht es nur kurz, dafür sehr hübsch, übers Fjell, bevor es hinab nach Haukeli geht, wo es den ersten Supermarkt gibt. Bisher war ich in der Einöde, alle 5 Minuten mal ein Auto, und wenn man jemanden sieht, wird sofort wild gegrüßt. Echt schön.

Fels und Wald, blauer Himmel. Musste wieder zur Sonnencreme greifen, dachte eigentlich, das wäre vorbei. Trotzdem kühl mit 10°C

Haukeli ist kein Ski-Ort, sondern ne normale Stadt. Also, ein Dorf. Immerhin gibt es sogar 2 Supermärkte, und der Spar (ja, hier gibt es die Kette „Spar“) ist super, denn erstens hat er leckerste Süßteilchen, und zweitens ne kleine Stube mit Selbstbedienung an der Kaffeemaschine. Zahlen tut man für den Becher an der Kasse, füllen tut man ihn selbst, vielleicht klammheimlich auch zweimal, nennt sich dann „med påfyll“, also mit Nachfüllen. Hier merke ich erst, wie kühl es draußen doch ist. Die kurzen Sachen heute früh waren vielleicht doch optimistisch, ging aber. Bin wohl nordisch akklimatisiert.

S&K. Und „Karri“ ist Curry. Tut man hier in den Kaffee, seit die Wikinger in Indien… Quatsch. Meines ist leer, und hier gab es endlich gescheite Gewürze. Also gleich zugegriffen.
Prima ausgestattet und wieder diese herrliche Vertrauensbasis. So funktioniert Gemeinschaft irgendwie schöner.

Die Pause tat gut, waren ja immerhin schon 450hm und 37km, also knapp die halbe Höhe und ein Drittel der Strecke heute. Mit S&K-Antrieb geht es jetzt die längste Steigung des Tages rauf, danach kommt nur noch welliger Kleinkram. Am Ortsausgang steht ein großes Zelt, Sami verkaufen hier alles vom Rentier: Geweihe, Felle, Dörrfleisch und noch mehr, sowie andere Handarbeitsprodukte. Ich hätte doch mal rein gehen sollen, sowas hatte ich ja noch nie gesehen. Nächstes Mal bestimmt. Diesmal will ich zügig bergan, ist ja noch weit und schon Mittag, und wurde gleich wieder zur Pause gezwungen.

So ein Rentierfell ist bestimmt schön warm. Ob so ein Geweih ein guter Abstandhalter am Fahrrad in Deutschland wäre?

Eine Baustelle lässt den Verkehr stauen. Die Felswand ist steil, und in der Wand sind Arbeiter, die lose Steine abschlagen, bevor diese von alleine demnächst herunter purzeln. Ich staune nicht schlecht, als aus 50m Höhe ein großer Brocken herab fällt, an der Felswand aufschlägt und zerbirst, und unten kopfgroße Geschosse in der Straße und daneben einschlagen. KaBäämm! Ja, da warte ich gern. Von nem norwegischen WoMo-Fahrer werde ich angesprochen und wir vertreiben uns die Zeit mit einem kleinen Reiseaustausch – bequem auf Englisch diesmal.

Weiter oben waren noch mehr Arbeiter in der Wand. Die Straße war ziemlich zerdellert, die Leitplanke regelrecht zerschlagen.

Das Gute an solchen Baustellen, die für ne Weile dicht machen, ist, dass ich danach erstmal in Ruhe fahren kann und niemand überholt. Ich wundere mich nicht schlecht, wie flott die 400hm vergehen. In den ersten Wochen war sowas Quälerei, jetzt denke ich „ach, nur 400, das ist ja locker.“ Die Aussicht auf das Tal ist schön, da muss ich wohl auch mal lang fahren. Ein andermal.

Da unten lang ginge es schneller zum Bandak. Aber wer will hier schon schnell ankommen?

Es passiert doch plötzlich, der Übergang von Wald und Hang zum Fjell, zum Obendrauf. Auf einmal ist überall Wasser, die Straße geht nur noch leicht auf und ab, die Bäume sind klein oder weg, und etwas weiter in der Ferne erheben sich Berge. Herrlich.

Diese kleinteilige Landschaft bringt ständig Abwechslung. An hunderten solcher kleiner Gewässerchen rolle ich heute vorbei.
Da wird wohl gebaut, wo kein LKW hinfahren kann. Der geübte Pilot transportiert im Minutentakt riesige Säcke Material.
Bilderbuch. Bald wird auf Wandern gewechselt, dann geht’s in so ne Wildnis hinein.

Pausen brauche ich heute keine nennenswerten mehr. Dachte ich. Irgendwann lassen dann doch die Kräfte nach, und ich melde Notfall: Zeit für Marzipan! In großen Bissen verschlinge ich die restlichen 100g, und das nur 2km vor dem Supermarkt in Bykle, in dem ich heute Kalorien jagen muss – danach kommt keiner mehr. Ist auch der erste seit Haukeli, also seit fast 60km. Fjell heißt eben auch: wenig Infrastruktur. Im Winter sind viele Pässe gesperrt, also gibt’s da nix außer privaten Hütten und Touri-Kram.

Aber es ist ja eh besser, nicht mit Heißhunger einkaufen zu gehen, also genieße ich jeden Bissen, bevor ich die letzten Meter zum Shoppen rolle. Zu meiner großen Enttäuschung ist das Marzipan dort gerade aus. Aber die Etappe morgen ist nur die Hälfte der heutigen, also werde ich das schon auch ohne schaffen. Zum Dinner gibt es wieder Kichererbsen, Tiefkühlerbsen und vorgewürzte Tomatenpatsche, mein Leibgericht. Wie immer reichlich Öl, Curry und Salz anheizen, die abgetropften Kichererbsen anbraten bis sie wild herumspringen, dann Erbsen und Tomatensauce drauf. Damit die Erbsen vorher schnell auftauen, fülle ich eine meiner Trinkflaschen mit heißem Wasser und lege die Tüte Erbsen drauf. Es wird immer weiter optimiert. Aber das Kochen kommt ja erst später, noch kaufe ich ein.

Im Supermarkt entdecke ich noch ein tolles Werkzeug, das ich am liebsten mitnehmen würde, aber bei uns daheim lohnt sich das kaum. Na, was ist das wohl?

Eine Lemmingfalle? Oder für die Pflege von Wikingerbärten? Oder die billige Version eines folkloristischen Musikinstruments?

Nach dem Fjell ging es allmählich hinab ins Setesdal, immer an der Otra entlang. Es wurde waldiger, das Flüsschen breiter. Idyllisch. Nach Bykle wird es auf einmal steil, das Tal tiefer eingeschnitten, und rechts, dann wieder links, dann wieder rechts blanke Felswände, hunderte Meter hoch. Gewaltig. Die Kinnlade klappert irgendwo unten in den Speichen. Überhaupt bin ich heute sehr froh, dass ich schon so viel Übung auf diesem Rad habe, so kann mein Blick oft und lang in der Landschaft verweilen, ohne dass ich die Spur verliere. Und hier lohnt es sich, langsam zu machen und zu genießen.

Ich fahre durch ein Bilderbuch.
Von vielen tollen Stellen konnte ich keine Aufnahmen machen, wegen zu schnell am abwärts sausen, doofen Stromleitungen, fiesem Gegenlicht, oder einfach weil es kein Fotomotiv ergab. Das Setesdal ist meilenlang irre schön.

Allmählich reicht es doch, die Sonne steht tief und ich muss das Zelt noch trocken kriegen, sonst wird es schwierig. Also hopp, ich gebe Gas und fahre auf den Campingplatz Flateland. Wie war das? „Stengt“ heißt „geschlossen“? Stengt for sesongen. Ja, das braucht keine Übersetzung. Verfloxt! Aber warte, vor 2km war doch ein kleiner Campingplatz, eigentlich nur Hütten… Website? Nix. Infos im Web? Gar nix. Nur ne Telefonnummer. Egal, ich düse hin und stelle das Zelt auf, Hauptsache trocken, denn hier in Flateland versteckt sich die Sonne bereits hinter dem Berg.

Puh, so ne lange Etappe und jetzt nochmal ein Sprint, aber es geht. Der Platz ist winzig, an der Rezeption steht ein Schild, man soll sich einfach ne Hütte nehmen und per Vipps bezahlen, einer weit verbreiteten skandinavischen Bezahl-App, die ich nicht nutzen kann. Egal, Zelt muss trocken werden. Ratz fatz steht das Zelt, und am Sanitärhäuschen gibt es draußen Wasser, ich könnte also einfach so hier bleiben und in der Otra baden. Trotzdem rufe ich die Nummer an, und kurz später kommt der Besitzer, der vermutlich im Haus gegenüber wohnt, und sperrt die Duschen und Toilette auf, macht den Strom an. Eigentlich hätten sie schon zu, aber ich darf gerne bleiben, Barzahlung ist natürlich kein Problem. Manchmal sind die guten alten Papierscheinchen doch noch zu was gut.

Endlich wieder ein Premium Platz, und das Bad ganz für mich alleine.

Duschen, Kochen, Mampfen, ständig Sachen räumeln, weil irgendwas trocken werden muss, oder was anderes getrocknet ist, oder jetzt was ins Zelt kann, oder was für später vorbereitet werden kann, oder ein Akku Hunger hat. Die Sonne ist bald weg, es wird schnell kühl, alles beginnt schon feucht zu werden. Alles ins Zelt und zu machen, ich mach mich auch fertig: trinken, Klo, Zähne putzen, und ins Zelt. Die Bilder hab ich beim Essen aussortiert und quälend langsam ins Netz gequetscht, jetzt kann ich schreiben. Es wird eh schon richtig dunkel, ob vor dem Zelt oder im warmen Schlafsack macht auch keinen Unterschied. Außer, dass hier warm ist.

Ein letzter Blick zur blauen Stunde. Idyllisch, mal wieder.

Der Tag wurde doch noch gut. Ich glaube, dieser komische Winterstellplatz der letzten Nacht hat auch zu meinem Miesmut beigetragen, daß war kein feiner Zeltplatz, sondern eher mit einem anti-Flair behaftet. Dafür entfaltete sich die Strecke heute wunderschön. Rauf aufs Fjell, an Seen entlang, der Fluss beginnt, und ich begleite diesen bergab bis ins tiefe Tal.

Eigentlich könnte ich weiter an der Otra entlang und wäre in 2 Tagen in Kristiansand, am Südzipfel. Das ergäbe auch ne nette Story, ne schöne Reise, und hätte nen feinen Endpunkt. Mit dem Bus käme ich binnen einen Tages locker ins Zielgebiet. Aber es reizt mich mehr, ohne Bus und Bahn dahin zu gelangen, wo ich hin will. So werde ich morgen die Strecke nach Dalen zurück fahren, die ich an Tag 7 hierher gefahren bin. Auch schön, und vor allem nochmal ein wenig Fjell.

Tag 37: rauf in die Hardangervidda

So, ausgeregnet hat es sich. Das Zelt noch nass, aber mit nem kleinen Lappen kriege ich das meiste Wasser runter, so dass ich, nach dem Frühstück mit köstlichem Bäckerbrot, um 9 bereits startklar bin. An den Bergen hängen Wolkenbänder auf halber Höhe, das ist echt schmuck. Die Straße nass, aber das ist egal. Der Verkehr hält sich am Sonntagmorgen sehr in Grenzen, zumindest bis ich in Rjukan bin. Dort hab ich schon ein Drittel der Strecke geschafft, aber nur einen kleinen Teil der Höhe. Trotzdem zur Belohnung einen Kaffee an der Tanke, für Süßteilchen ist noch kein Platz im Magen.

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Der Gaustatoppen ragt hoch vor mir auf, hat aber noch seine Schlafmütze auf. Zwar soll die Sonne heute durchkommen, aber wann? Und wo überall? Ich wäge ab, ob ich nicht doch die 1000hm am Stück hinaufstrampeln will, ganz optimistisch, um vielleicht doch die Aussicht vom Gipfel genießen zu können, aber wer weiß wie wolkenverhangen der Rest des Landes ist. Also lieber nicht.

Wolkenbänder am Tinnsjå.
Schlafmütze auf dem Gaustatoppen. Nee, die ist blickdicht, das bringt nix.

Bisher ging es gemächlich bergan, nach Rjukan auf einmal steil. Und wieder mäßig, und wieder steil… egal, heute komme ich überall rauf. In Rjukan stand schon ein hübsches, großes, altes Wasserkraftwerk, weiter oben gibt es nochmal eines. Tatsächlich ist das schon über 100 Jahre in Betrieb und auch recht berühmt, denn im zweiten Weltkrieg haben die Deutschen hier schweres Wasser hergestellt für die Entwicklung von Atombomben. Die Alliierten haben das mit mehreren Versuchen sabotiert und letztlich zum Erliegen gebracht, daran erinnert ein Kriegsdenkmal. Ja, Kriegsdenkmäler gibt es in Norwegen einige, und die meisten erinnern an Heldentaten gegen die Deutsche Besatzungsmacht. Ist ein bisschen komisch, das als Deutscher zu lesen.

Ein bisschen Wasser fließt ja doch noch.
Das berühmte Kraftwerk Vemork, heute inklusive Museum. Dafür hatte ich aber keinen Kopf heute.

Danach führen steile Kehren den Berg hinauf und ein kleiner Tunnel kürzt das fieseste Stück ab. Außen am Tunnel führt ein Pfad, den radel ich entlang, in der Hoffnung, einen schönen Ausblick auf den Rjukanfossen zu bekommen. Der Ausblick ist da, aber der Fossen fosst nicht. Der Vergleich ist heftig. Eine Tafel erzählt die rührende Sage vom Mari-Steig, da sieht man den Fossen schön fossen. Die Realität ist ernüchternd trocken. Schade.

So soll es fließen…
… Aber da fosst heute nix.

Nach dem Tunnel ist der Pfad zu Ende, und ich fluche über mein überpacktes Übergepäck denn eine Leitplanke wird mir zum Leid, ich schaffe es nicht, mein Rad da drüber zu heben. Grrrr! Ich muss tatsächlich die Hälfte abladen, bevor es mir gelingt. Das mit dem Bike Packing muss ich mir nochmal genauer anschauen.

Da ging kein Weg dran vorbei. Grrrr.

Bald bin ich oben, die Laune gut, die Beine fit. Und endlich am Møsvatn, einem großen See, der insgesamt 11 Kraftwerke speist. Dem leitenden Architekten wurde sogar eine Büste gestiftet. Im Sommer fährt eine kleine Fähre bis ans andere Ende, gut 30km hinein in die Hardangervidda, so dass man seine Tour fernab der Straße starten kann. Allerdings ist die Saison schon vorbei. Ein Wasserflugzeug bringt einen stattdessen zu nem beliebigen See, oder bietet Rundflüge.

Tatsächlich kommt gerade eines gelandet, und ein ordentlich mit Wanderkram bepackter Norweger steigt ein. Verrückt. Mit dem Wasserflugzeug zur Hytta. Ja, die meisten norwegischen Familien haben eine Hytta, und die ist auch oft genutzt. Die kann überall stehen, inzwischen ist der Bau stark reguliert, und das ist gut so, sagen die Einheimischen. Ich esse den übrigen halben Kuchen und bin damit sehr glücklich, der war echt lecker. Mit dem Antrieb schaffe ich die übrige Strecke locker.

Der Møsvatn
… und dessen Aufstauer.
Flugtaxis gibt es hier schon lange.

Die Herbstfarben sind auch hier schön bunt, und ich schaue viel in die Landschaft. In der Ferne sind die… Ja, nicht Berge, aber mehr als Hügel… also die Bergchen der Hardangervidda und laden zum hineinwandern ein. Die Vidda ist voller großer Seen, Hütten des DNT und sonst nicht viel. Sie liegt zwischen 1000m und 1400m, klimatisch aber hochalpin. Ah, doch, neuerdings gibt es den Fjellreven, den Polarfuchs hier wieder! Das ist schön. Oh, und Lemminge gibt es hier auch. Scheinbar gibt’s die derzeit reichlich, auf der Straße hier rauf habe ich sehr viele geplättet gesehen. Die armen Kleinen. Aber wenn so viele überfahren werden, dann muss die Vidda dieses Jahr voll sein mit den kleinen flauschigen Nagern.

Schnurgerade Achterbahn durch die Vidda
Hier ist Skigebiet, auf dem Bild sind hunderte Hütten, fast alle gut getarnt mit Grasdach.

Also die Ski-Orte sind wirklich selten hübsch, zumindest nicht ohne Schnee. Rauland macht da keine Ausnahme. Kein Wunder, im Sommer ist hier nichts los, kaum jemand wohnt hier, und im Winter brummt der Landestourismus. Ich schaue in der Tiger-Butikk, also dem Lädchen in der Esso Tankstelle, ob die was verkaufen, was mein Abendessen verfeinern würde, aber da gibt es nichts. Also los, die letzten Kilometer, der schöne Teil war schon, nur noch kurz bis zur Dusche.

Um den See namens Totak geht es morgen rum. Rechts hinten unter den Skipisten soll der Zeltplatz irgendwo sein.

Nach etwas Suchen finde ich den gar nicht mal so tollen Zeltplatz, der eher ein Winterstellplatz für WoMos ist. Offenbar mietet man sich so einen für nen Winter und kommt dann regelmäßig zum Skifahren her, so machen das hier einige. Auf Zelten sind sie nicht so eingerichtet, aber es gibt ne Dusche, weiches Gras, ebenen Boden und Sonne. Zum See sind es leider ein paar hundert Meter, aber mir ist gar nicht so nach Sachen gucken. Zelt aufbauen und trocknen, duschen und waschen und Sachen trocknen, Fahrradkette schmieren und Bremsen nachstellen.

Das einzige Zelt, und nur 2 Wohnwagen besetzt. Das wird ruhig heute.

Spaghetti mit Tütentomatensauce. Und irgendwie geht alles schief. Einen Topf mit heißem Wasser vom Sanitärhäuschen bis zum Zelt tragen ist schon immer knifflig. Kocher auf nen herumliegenden Holzklotz gestellt, los gehts. Sauce ins Wasser rühren, anheizen. Was macht die Schnecke da? Bitte keine Schneckenplage jetzt! Weggeschnippt. Das Wasser kocht, ich breche die für den kleinen Topf viel zu langen Spaghetti entzwei, und da entgleitet mir ein Teil hinab ins hohe, dichte Gras. Grrrr! Dezent fluchend versuche ich die jetzt schön kurzen Spaghetti aus dem Gras zu suchen und in den Topf zu werfen, und gleichzeitig den Kocher zu regulieren, der entweder volle Pulle oder aus ist. Und herumzurühren, denn auch Spagetti können anbrennen, wenn man nur so wenig Wasser wie möglich nimmt. Die Sauce ist ja schon eingerührt, Wasser abgießen ist nicht. Ich hab 2 Hände zu wenig und werde unleidlich.

Die Sonne ist auch zu heiß, ich sitze schon im Schatten des Zeltes, der Kocher heizt, ich bin frisch geduscht und fange das Schwitzen an. GRRRR! Irgendwann mach ich den Kocher aus, den Deckel drauf und lass es ziehen. Wird schon. Ein bissl räumel ich, denn nach der zweiten Schnecke kommt mir schnellstens alles ins Zelt. Tatsächlich quellen die Nudeln gut, und bald beginnt endlich der große Mampf.

Eine Frau aus einem der Wohnwagen kommt vorbei, quatscht kurz, weist mir den Weg zum See, das sei schön da. Gut, nach dem Essen. Sie selbst wohnt hier seit nem Monat und für 3 weitere, denn sie geht hier zur Universität, die es erst seit 4 Jahren gibt. Borghild ist über 50 und macht gerade ihren Master in Archäologie, mit dem sie zusammen mit der Uni Trondheim ein Museum aufmachen möchte. Ihr liegen Textilien der Wikinger und des Mittelalters am Herzen, Geld ist da, aber niemand, der es kann. Also hat sie beschlossen, dass sie das jetzt macht.

Nach dem Essen schnell der Abwasch, die Sonne steht schon tief. Das Zelt schneckensicher machen, Kamera schnappen und zum Ufer des Sees joggen. Aua, Seitenstechen, kein Wunder, frisch vollgefuttert. Aber ich bin noch rechtzeitig an dem wieder mal zu breiten Strand und kann endlich zur Ruhe kommen. Das Licht ist schön. Ich suche Steine zum springen lassen und endlich fällt der aufgestaute Ärger ab. Ich entspanne. Was hat mich denn so aufgebracht? Irgendwie waren es viele Kleinigkeiten auf den letzten Metern. Grmpf. Hätte nicht gedacht, dass mich das so aus der Ruhe bringen kann.

Ruhig wie der See. Vielleicht wäre ein Haus am See doch das Richtige.

Ich schlendere weiter, komme zur Kirche, gehe über den Friedhof, auf dem uralte Grabsteine ohne jede Inschrift stehen, mit Flechten überzogen. Zurück am Zelt bin ich ruhiger. Vielleicht war das Radeln doch wieder zu sportlich. Und da fällt mir ein, dass ich noch Essen von gestern in der Lunchbox habe! Auweia. Hoffentlich ist das morgen früh noch genießbar, dann gibt es das als Frühstück.

Ich schaue noch bei Borghild vorbei und bedanke mich dafür, dass sie mich an den See gebracht hat. Ohne sie wäre ich im Zelt geblieben. Sie bietet mir nen Tee an und erzählt von sich, das ist tatsächlich spannend. Norweger wechseln übrigens häufiger mal den Beruf, und sie arbeiten recht lange. Das Studium ist nahezu kostenlos, und jeder könne alles werden, ist sie überzeugt. Sie selbst lebt sehr bescheiden, aber hat ihr Ziel und richtet alles daran aus. Dafür, dass sie aus einfachsten Verhältnissen kommt, hat sie es doch noch weit gebracht und eine lebensbejahende Einstellung entwickeln können, nach vielen Rückschlägen im Leben. Irgendwann bin ich aber müde und will ins Zelt, so wünschen wir uns gegenseitig viel Erfolg mit unseren Lebensplänen und ich tappse unter einem grandiosen Sternenzelt zum Stoffzelt.

Wer braucht da noch Nordlichter?

Morgen gibt es ne lange Etappe. Ich stelle mich nochmal auf die Probe, jetzt an den letzten Tagen. Und ich freue mich drauf. Schöne Strecken sollen es sein, wurde mir mehrfach bestätigt. Ich habe nie das Gefühl, ich kann hier die Eindrücke ordentlich wiedergeben, hoffe, dass es einigermaßen gelingt. Mal sehen, ob es morgen nochmal was Neues gibt, oder ob ich Norwegen jetzt in all seinen Varianten bereits erlebt habe. Aber auch wenn es altbekannte Landschaftsbilder werden, so bin ich nach wie vor davon begeistert. Eigentlich bin ich schon längst nicht mehr im Entdeckermodus, sondern beim Genussradeln. Und jetzt gleich beim Genussschlafen.

Tag 36: Berge im Nebel, Pause am Tinnsjå

Nix mit Strava heute. Nix mit früh aufstehen. Nix mit husch husch und los los. Nachts tröpfelt es romantisch aufs Zelt und ich schlafe bis 8 Uhr aus. Irgendwann landet ein Vögelchen auf dem Zelt und piepst wild. Ob da jemand Brotkrümel einfordern will? Nicht mit mir, also nicht jetzt. Später.

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Die Morgenstimmung überträgt sich. Ich bin ruhig und entspannt.

So regnerisch ist es heute gar nicht, aber die Berge sind komplett in Wolken. Ein paar Norweger erzählen später dass sie auf den Gaustatoppen gewandert sind, ein in dieser Gegend mit 1883m herausragender Berg, von dessen Gipfel man 1/6 Norwegens sehen kann. Könnte. Heute sieht man nicht viel, aber die Wanderung sei trotzdem nett gewesen. Zum 3. Mal bin ich hier bei diesem Ausguckberg, und wieder keine Sicht. Verfloxt.

Ich frühstücke und lade Akkus. Zur Abwechslung gibt es nen anderen Saft, nämlich Preiselbeersaft, sauer und sehr lecker. Die wachsen hier reichlich, so dass gestern ein Bayer, der alleine unterwegs war, der Sammelwut erlag und spontan Marmelade gekocht hat, und heute ergeht es einer Studentin ähnlich mit Preisel- und Blaubeeren. Das Leben ist schon hart.

Die Campingküche hier ist super, und es gibt überdachte Tische direkt am See. Perfekt.

Shoppen muss ich noch, und bei dieser toll ausgestatteten Küche kann ich sogar Gemüse in der Pfanne machen. Zum Glück gibt es einzelne Zwiebeln zu kaufen, dazu geschnittenes Tiefkühlgemüse und Kartoffeln, sowie die inzwischen 5. Halbliterflasche Öl. Oh, die Erdnussbutter ist ja auch fast leer… Na, für ein Frühstück reicht es gerade so noch. Da fällt mir ein, dass ich Erdnussbutter ja auch ins Essen machen könnte! Warum erst jetzt? Schnell, ich brauch Rezepte!

Einen Bäcker gibt es hier auch, der ist gleichzeitig Café und Dorftreff. Und da gibt es tatsächlich Sauerteigbrot aus dem Holzofen! Ja, mit etwas Glück muss man hier nicht darben. Da freue ich mich schon auf morgen früh! Und Kuchen, hmm, so nen ganzen kleinen Kuchen mit Persipan? Ja klar, den krieg ich weg, und wenn nicht, dient der Rest morgen als Süßteilchen für unterwegs. Morgen ist ja Sonntag, und da hat so gut wie alles zu, und Tankstellenware muss nun doch nicht sein.

Vom Zeltplatz führt ein Pfad über die Insel ins Zentrum. Also „Zentrum“ ist übertrieben, eher: die große Kreuzung mit Tanke, Supermarkt und Bäcker. Aber das ist halt das Zentrum. Also dahin führt der kleine Pfad, und zwar über eine Insel. Derzeit ist aber der eine Wasserlauf der die Insel zur Insel machen soll, trocken.

Und die Trockenheit ist echt ein Problem. So sehr, dass die geplante Unterkunft, in der wir gern am Sognefjord bleiben würden, uns absagen muss, denn nach Monaten ohne Regen ist die Quelle versiegt. Sie bauen Wassertanks auf für Dusche und Klo, und kaufen Wasserflaschen zum Kochen. Auweh. Auch so ziemlich alle größeren Seen sind deutlich unterfüllt, auch hier am Tinnsjå ist deutlich zu sehen, dass der Wasserstand ein paar Meter höher sein sollte.

Warum ist’s mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher niemals war?
Hier kann ich schnell arm werden. Schnell entscheiden, dann Augen zu und raus, sonst gibt’s ein Unglück.

Den Tag verbringe ich mit lesen, essen, unterhalten, essen, Unterkunft suchen, essen, Fahrradroute schon wieder neu planen. Und essen. Der Kuchen ist übrigens sehr lecker, wenn auch nicht so ansehnlich, dass mir in dem trüben Licht ein brauchbares Bild gelingen will. Jeder kennt die Bilder von Gerichten, die einfach nur bäh aussehen, obwohl das Essen eigentlich super lecker ist. Muss nicht sein. Food Photography ist ne Kunst für sich. Mit Brot schaff ich das inzwischen halbwegs, aber mit anderem Mampf klappt das eher selten.

Gelegentlich verirrt sich ne Wolke dann doch mal bis ganz nach unten.

Ja, außen passiert heute nicht viel. Und in mir? Die Frage stelle ich mir auch und warte auf Antworten. Erkenntnisse. Vieles habe ich bereits gesagt, aber ein Resümee taucht noch nicht auf. Es fehlt die konzentrierte Reflektion, oder Abstand gewinnen. Beides klappt gerade nicht, denn für die Reflektion ist das Schreiben, das ja eher ein Selbstgespräch ist, gerade zu dünn. Und Abstand hab ich nicht, da noch mitten drin.

Jedenfalls habe ich seit Tagen (oder Wochen?) nicht mehr in den Begriffen gedacht, die noch vor 2 Monaten mein Leben dominiert haben. Der Lebensrhythmus ist völlig anders. Der Abstand zum alten Arbeitsleben so groß, dass sogar der Kontrast von Büro zu hier verblasst. Irgendwie war früher anders, jetzt ist besser. Ich versuche mich zu erinnern, wie ich meinen Wecker je nach anstehenden Meetings gestellt habe, meine Essenspausen nach der Arbeit getaktet waren, und meine Gedankenwelten alle halbe oder ganze Stunde wechseln mussten, oft zwischendurch mit zahlreichen Unterbrechungen, so dass ich mich selten tief und entspannt einem Thema widmen konnte. Urks, wenn ich das lese, klingt es gruselig.

Ja klar, ich brenne noch immer für gute Software, für User Experience, und wie man das erreicht. Ich bin immer noch irre neugierig darauf, auszuprobieren und zu erfahren und erforschen, wie wir besser und bessere Software bauen können. Gerade heute wurde ich wieder gefragt, was mein Job ist, und ich habe leidenschaftlich erzählt. Aber hoffentlich kann ich diesen Arbeitsmodus vermeiden, der es mir erscheinen ließ, als wären Pausen unmöglich, weil es immer zu viel zu tun gibt.

Oben vernebelt, unten verschwommen reflektiert. Äh. Das trägt als Metapher jetzt nicht wirklich.

Ich werde mich langsam zurückfinden und aufpassen müssen, dass mich die Leidenschaft für die Sache nicht aufzehrt. Ein Freund hat mich vor einiger Zeit bereits gewarnt, dass man so in ein Burnout rennen kann, so wie es ihm passiert war.

Inzwischen regnet es beständig, ich sitze im Zelt und lausche dem Tröpfeln. Morgen früh soll es aufhören, und im Laufe des Tages sogar die Sonne ein bisschen durchkommen. Also kann ich weiter, und werde wieder in die Höhe kraxeln. Vorhin haben sich zwei Pizza gemacht und ich hab wohl zu hungrig geschaut, wir haben uns kurz an der Ofentür unterhalten und später bringen sie mir 2 große Stücke, die ihnen zu viel waren, und die ich dankbar und gern gegessen habe. Jetzt ist ein Teil meines Abendessens in der Lunchbox, in der ich sonst nur den Käse transportiert hatte. Damit gibt es morgen neben Süßteilchen sogar ein Mittagessen! Und Marzipan hab ich auch noch… Alles wird gut.

Tag 35: Imingfjell und runter an den Tinnsjå

Kalt war es. Ja klar, bin ja auch noch recht weit oben, auf 850hm. Gestern war spät, ich glaube, mein Eintrag hier war nicht der Beste. Naja. Hauptsache die wichtigsten Erinnerungen sind festgehalten, sonst sind die doch immer erschreckend schnell verblasst. Ein Tagebuch ist dies ja eigentlich, von mir für mich, und du darfst spicken. Nach dem Abend mit Per Morten und Beata, und Ove und Mette, da war ich zu müde. Außerdem hat mir Per Morten viele spannende Sachen erzählt, die würde ich gerne alle hier schreiben, das wäre aber zuviel.

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Also erstmal Frühstück. Auf 7:30 hab ich optimistischer Weise den Wecker gestellt und stehe tatsächlich auch auf. Ist ja verhältnismäßig spät. Das Zelt ist gar nicht mal so nass vom Tau. Ist immer besonders doof, wenn man zu weit aus den Knien geht und mit dem Rücken die Innenseite des Zeltes trocken reibt. Bäh. Oder wenn man das Zelt aufmacht und es erstmal schön auf den Schlafsack tropft. Hmpf. Überhaupt ist oft alles klamm und eingeweicht morgens. Aber ich hab inzwischen Übung.

Die Sonne hilft nur mäßig mit dem Trocknen, während ich wieder 5 Brotscheiben dick mit Erdnussbutter und dem letzten Rest Himbeermarmelade zusammen mit nem Liter Schwarztee genieße. Damit hab ich jetzt 4 Gläser Marmelade durch, zusammen mit 6 Laiben Brot, und etwa 5 Packungen Müsli. So genau weiß ich das nicht mehr. Süßteilchen bleiben ungezählt, sind vermutlich auch unzählige.

Niemand ist wach, da rolle ich bereits los. Naja, „bereits“ heißt heute 9:45. Und gleich geht’s bergauf, auf den letzten Teil des Dagalifjells. Unten ist es echt fad. Vielleicht erschließt sich einem die Schönheit hier auch erst nach einer Weile, oder es trifft einfach nicht meinen Geschmack, der ja in den letzten Wochen sehr von Fjord und Fjell geprägt wurde. Oben ist es, natürlich, wieder wunderschön. Und hier hat der Herbst noch mehr Einzug gehalten, so mein Eindruck. Kann auch sein, dass ich jetzt mehr Details wahrnehme. Jedenfalls hab ich Mühe, den Blick auf der Straße zu halten.

Ja genau. Irgendwie nicht spannend. Meditatives Hügelrollen ist angesagt.
Oben wieder schön. Vielleicht muss ich doch mal in Nordnorwegen Radeln gehen, wenn es dort tagelang so aussieht.
Die Farben… Irre! Ich kann nur hoffen, dass das einigermaßen rüber kommt. Sonst bitte auf die Bilder von der dicken Kamera warten.
Oben, yay! Übrigens überall Hütten, vermutlich für den Winter, dann ist hier Langlauf und Skitouren gehen angesagt.

Dann die Abfahrt, die wird schön, aber frisch werden. Ach, überhaupt, mit den Klamotten, das ist so ne Sache. Im Merino Shirt geschlafen, dann Softshell Hose und Pullover drüber, ins Bad. Dann Daunenjacke drüber und Frühstück. Alles packen und vorbereiten, schließlich komplett umziehen in Triathlonhose und Fahrradtrikot. Heute geht es erstmal bergauf, heißt: kurze Sachen, und bald läuft schon der Schweiß. Kurz vor ganz oben flacht es meist ab, Wind kommt auf. Rechtzeitig die langen Sachen anziehen, nicht zu früh, sonst schwitze ich die total voll, und dann wird es kalt. Nicht zu spät, sonst bin ich schon ausgekühlt. Jetzt vor der Abfahrt drückt der Wind Wolken hoch. Regenjacke, oder geht’s? Ich versuche es ohne.

Unten Pause, dann lange Sachen ausziehen für den nächsten Anstieg, hinten auf die Rolle schnallen, damit sie trocknen. Kurz vor oben wieder die langen Sachen drüber, und so weiter. Ich hatte eigentlich gehofft, dass die geniale Softshell Hose mit all ihren Lüftungsmöglichkeiten auch für bergauf taugt, aber sogar bei 8°C und Nieselregen läuft mir in kurzen Sachen der Schweiß, die lange Hose wäre bald nass und dann würde ich oben im Wind auskühlen. Entweder muss ich da nochmal recherchieren, wie das besser geht, oder das ist halt so. Warme Täler, fiese Steigungen, kühle Bergluft und lange Abfahrten machen das nicht einfach.

Wieder unten, jetzt auf 600hm. Die Talwände sind wieder steiler, gefällt mir gut.
Ah, endlich darf ich schneller bergauf. 80 sind erlaubt, es hat 9% Steigung, macht etwa 7km/h, die fahre ich. So rechnet man das doch, oder?

Ich bin erstaunt. Es läuft. Der dritte Tag in Folge, und es geht gut. Die Etappen sind ordentlich, aber ich hab Kraft in den Beinen wie… vermutlich wie nie zuvor. Klar, mir ist das Grinsen während des Kletterns nicht ins Gesicht gemeißelt, aber es ist verdammt cool zu spüren, wenn die Beine wie Kolben auf und ab stampfen und einfach immer weiter stampfen, unaufhörlich. Und wenn ich laufe, also mit den Füßen auf den Boden treten statt in die Pedale, spüre ich ungekannte Kraft. Yeah!

Die langen U-Täler sind hier das absolut typische Landschaftsbild, gibt es aber in vielen Ausprägungen.
Okay, ja, oben bin ich kaputt. Aber hier waren wir vor Jahren mal, hier gab es doch… Kaffee und Süßteilchen?
Wichtig zubwissen: „stengt“ heißt „geschlossen“. Meh.

Sobald ich über die Kante komme, ist Wind da. Diesmal von vorne. Ich suche das letzte windgeschützte Plätzchen und erholen mich kurz, ziehe mich um (s. o.) und dann geht es 10km über das relativ flache Fjell, ganz den Elementen ausgesetzt. Das ist auch das Besondere in diesen von Gletschern geschliffenen Höhen: ohne Wald und kleinteilige Landschaftsstrukturen ist das Wetter gewaltig. Es gibt kein Verstecken, kaum Richtungswechsel, man ist dem ausgesetzt. Das macht auch das Wandern in der Hardangervidda so anspruchsvoll.

Ein großer Stausee, immer wieder Hütten, und erstaunlich flache Hochebene.

Westlich erstreckt sich die Hardangervidda, wo ich jederzeit gerne wieder wandern möchte. Irgendwann schaffe ich es vielleicht auch mal mit Ski hier zu touren, von Hütte zu Hütte, das wäre der nächste Traum. Besonders gut Skifahren muss man dazu nicht können, aber mit Schnee umgehen, da fehlt mir die Erfahrung, also Biwak bauen, Hütte freischaufeln und versorgen, das tagelange Leben im Schnee. Ich bin mal Ende Februar mit Schneeschuhen auf den Similaun (Alpen, 3600m), samt Zelten auf dem Gletscher, und habe da gelernt, wie viel man falsch machen kann, also wie wenig ich vom Leben im weißen Element weiß und kann. Aber das kann ja noch werden.

Nicht mal ein Stein ist da, um das Rad anzulehnen. Aber schön weit hier. Oben und (fast) flach.

Es geht an die Abfahrt, die Straße ist wieder schön schmal, Leitplanken gibt es nicht, wegen des Schnees im Winter alleine schon. Es braucht Konzentration beim Fahren, egal mit welchem Gefährt. Und plötzlich Stau. So viele Autos fahren hier doch nicht, höchstens alle 5 Minuten mal eines. Ich rolle an der Autoschlange vorbei sehe ein zerdellertes Auto, das von nem Kranwagen über die Hangkante hochgezogen wird, das versperrt die Straße. Leute aus den wartenden Autos stehen herum, ich meine „Das war ja knapp“, denn ich dachte, der wäre nur gerade auf der Kante hängen geblieben. Nein, der war schon den Hang runter! Seit einer halben Stunde läuft die Bergungsaktion. Erstaunlicherweise fehlt vom Fahrer jede Spur. Beruhigend finde ich, dass das Auto fast noch ganz ist, ich hätte mir die Folgen deutlich drastischer ausgemalt. Puh.

Schönes weites Land. Und gleich die Abfahrt!
Heieiei, Abfahrt, nicht Abgang. Uffbasse.

Nach dem steilsten Stück herab ist mir nach Pause. Da, ein kleiner Einkaufsladen mit Dagligvare, also Alltagsbedarf. Stellt sich raus, da ist alles Selbstbedienung. Für eine Krone, also 10 Cent, öffnet sich die Türe. Drinnen ein kleiner Supermarkt und Kaffee und Süßteilchen! Juhuu! Zum Glück ist doch jemand vom Laden da, denn so ganz komme ich mit dem Konzept nicht klar. Der Kassenbon ist wichtig, der QR Code darauf öffnet die Türe nach draußen.

Da setze ich mich und genieße. Ein Mann fragt, ob der Kaffee gut sei. Nunja, okay ist er. Er verschwindet im Laden, kommt bald wieder, wir unterhalten uns. Er stammt aus Ungarn, seine Partnerin aus Portugal, seit langem leben sie in Norwegen. Wir tauschen unsere Beobachtungen über Norweger und den sich wandelnden Lebenswandel aus.

Ziemlich americanized wird das Land, was schade ist. Und jeder will Direktor oder Chef oder sonstwas Besonderes werden, die einfachen Arbeiten übernehmen zunehmend Osteuropäer. Jeder erwarte, dass alles sofort fertig und bereit ist, also kein Kochen sondern lieber zu Subways. Eigentlich sei die klassische norwegische Küche sehr gut, aber das bekommt man höchstens in teuren Restaurants. Der Wohlstand der Norweger kombiniert mit dem Wohlstandsgefälle zu nahezu allen anderen europäischen Ländern führt zu Umständen, die er mit Saudi Arabien vergleicht: elitäre Einheimische und billige ausländische Arbeitskräfte zweiter Klasse. Vermutlich ist es hier nicht so drastisch, dennoch keine schöne Entwicklung. Wohlstand bringt Anspruch mit sich. Das ist schwierig für eine Gesellschaft, in der es den meisten sehr gut geht.

Ich rolle weiter, noch 17km und 500hm bergab, das sind noch welche von den gekauften Höhenmetern. Es wird immer wärmer, aber jetzt habe ich keine Lust zum Umziehen, so versuche ich nur leicht zu treten und halte gelegentlich an für Fotos.

Ein gar nicht mal so kleiner half Dome. Immerhin 400m hoch, die Felswand selbst vielleicht die Hälfte.
Hat hier jemand Alex McCandless von „Into the Wild“ gespielt?
Und weil wir es schon lange nicht mehr hatten: ein Fossen.
Und noch einer. Ich muss mal im Mai und Juni her, wenn die Bäche all das Wasser der Schmeeschmelze führen.

Da, unvermittelt bin ich in Austbygde, dessen Zeltplatz toll sein soll. Ich kaufe noch Dinner, Marmelade (diesmal Kirsche) und Sirup (die 5. Flasche, glaube ich). Hey hier gibt es sogar nen Bäcker! Na, da werde ich morgen vorbeischauen, die Sachen sehen gut aus.

Morgen soll es regnerisch werden, der nasseste Tag. Ganz hab ich dem Wetter nicht entkommen können, aber Yr verrät mir, dass dort, wo ich noch vor kurzem war, jetzt an Radeln nicht zu denken wäre. Ich werde nen Tag Pause machen, und dann sind es noch 4 Tage. Nur noch 4. Komisches Gefühl, wenn ich mir vorzustellen versuche, nicht mehr jeden Tag weiter zu reisen. Wie das wohl wird?

Am Tinnsjå, da sitze ich gerade im Dunkeln am Ufer und schreibe.

Der Zeltplatz ist gut, die Dusche groß, im Preis inklusive, und nagelneu. Duschen wie daheim. Die Küche ist die beste bisher: modern, voll ausgestattet und groß. Hier läuft viel auf Vertrauensbasis – also auf diesem Platz. Die Campingplätze reichen von „Melde dich erst an, dann machen wir die Schranke auf, hier die Chipkarte mit der du alles bezahlst. Und hier unser Regelwerk.“ bis zu „Such Dir nen Platz, wir kommen heute Abend vorbei zum bezahlen. Geh bitte pfleglich mit allem um.“ Meist sind die Kleineren auch die Entspannteren. Der Verkniffenste bisher war von Deutschen geführt, wofür ich mich etwas geschämt habe.

Ich nutze die Küche, vor welcher es Tische und Bänke hat. Da löffel ich direkt aus dem Topf. Spart Geschirr und macht Spaß. Zwei junge Deutsche setzen sich zu mir an den Tisch, wir unterhalten uns. Max und Anna sind Studenten, zum ersten Mal in Norwegen, und bereits nach 3 Tagen begeistert. Das nächste Mal wollen sie Schweden gleich auslassen. Dabei haben sie noch keinen Fjord gesehen! Sie haben Fragen, ich antworte gern und gebe Tipps, schnell stellt sich heraus, dass wir ähnlich ticken. Hoffentlich spielt das Wetter noch mit. September kann hier sehr schön sein, kann aber auch ungemütlich werden. Ich wünsche den beiden eine schöne Reise und würde zu gern ihre Gesichter sehen, wenn sie zum ersten Mal einen Fjord erfahren. Ah, falls ihr mitlest, mir fällt gerade noch der Månafossen hinten im Frafjord ein. Vielleicht lässt sich das noch in eure Tour basteln, wenn ihr dort in der Gegend sein solltet.

Knapp 20°C und fast windstill. Norwegen ist kaputt.

Beim Zeltaufbau heute war ich total entnervt. Grauslig war das. Irgendwas hat nicht gestimmt, aber ich wusste nicht, was. Und ich weiß es immer noch nicht. Inzwischen bin ich wieder ausgeglichen und guter Laune. Aber da war was doof. Ich wüsste gern, was, denn vielleicht lässt sich das ja vermeiden. Zu wenig getrunken? Zu warm? Hätte ich mich erstmal einfach ins Gras legen sollen?

Ich glaube, das ist die Spannung zwischen „ich bin da, endlich geschafft, puh“ und „ich bin da, jetzt geht’s los, viel zu tun“. Einerseits ist der anstrengende Teil erledigt, andererseits gibt es den ganzen Kleinkram zu erledigen, und zwar am besten schnell, solange noch etwas Sonne da ist und Haare und Sachen trocknen können und die Läden offen haben und es hell ist… Vielleicht vergleichbar damit, wenn man von der Arbeit nach Hause kommt und Haushalt sowie private Projekte warten. Nur dass hier keine Couch steht, auf die man sich erstmal werfen kann, und Prokrastinieren ist auch keine Option. Beim Wandern ist das auch manchmal so gewesen, und das wird schnell sehr nervig, vor allem wenn man zu zweit ist und es beiden so geht. Muss mal überlegen, wie ich das besser hinkriegen kann. Erfahrungen und Tipps sind herzlich willkommen.

Tag 34: mit dem Zug ins Fjell

Mh, ich mag nicht mehr in Hütten schlafen, die sind viel zu warm und stickig. Heute Nacht geht’s wieder ins Zelt. Damit ich es auch ja rechtzeitig zum Zug schaffe, stehe ich um 6:30 auf, frühstücke Müsli und Tee, mache alles fertig. Der Rest schläft noch. Erst als ich mein Rad belade, schaut ein verschlafene Gesicht aus der Nachbarhütte. Etwas zu früh bin ich anfahrbereit, da kann ich nochmal kurz an den See. Das Wetter ist freundlicher als erwartet, soll mir recht sein. Da, wo ich vor 3 Tagen noch war, regnet es viel. Ich bin in der richtigen Richtung unterwegs.

RoutenplanungTag 1Tag 10Tag 20Tag 30

Mit dem Gepäck war die Hütte dann auch voll.
Morgens am See in Voss. Ich mag diese Wolkenbänder.

Am Bahnhof wird es dann nochmal spannend. Ich will, wie gestern schon erprobt, mit der App VY ein Ticket kaufen, da sagt sie mir, dass für den Zug um 9 kein Platz mehr für Fahrräder sei. Auweia! Haben da noch mehr aufs Wetter geschielt und kurz entschlossen den Trip zum Rallarvegen gebucht? Hätte ich nur gestern schon… Aber das hilft jetzt auch nix. Was kann ich tun?

Im doofsten Fall kann ich erst den Zug 4 Stunden später nehmen, dann komm ich heute abend spät an, oder ich komme nicht so weit. Aber erstmal kann ich ja im Zug die Lage checken. Man kann auch im Zug noch ein Ticket lösen, und wenn ich samt Rad erstmal drin bin und der Zug fährt, wird alles gut. Für ein Fahrrad mehr ist immer Platz. Am Ticketautomat kann man übrigens kein Fahrrad dazu buchen, da wählt man dann ne Kinderkarte, kostet die Hälfte. Das lerne ich aber erst später.

Just wie der Zug einfährt, kommt die mahnende Durchsage, man solle doch bitte vor Fahrtantritt sein Ticket lösen. Ich gucke unschuldig. Der Schaffner steigt aus, ich geh direkt auf ihn zu und frage, wo die Fahrräder rein kommen. Ob ich nen Platz dafür reserviert habe. Äh, hätte ich müssen? Am Automaten gehe das nicht… Wider Erwarten verweist der Schaffner nicht auf den späteren Zug, er ist nicht mal genervt, sondern packt an und macht möglich. So sitze ich bald in der Bergenbahn, und das Ticket kostet nun sogar noch weniger als mit der App. Doch nicht alles logisch hier, aber ich bin happy und unterwegs nach Finse.

Die Fahrt ist irre. Ich wollte schon lange mal hier fahren. Und tatsächlich erlebt man in kurzer Zeit den Übergang von unten rauf ins Fjell, die Aussicht ist klasse. Ich empfehle in der Richtung Bergen-Oslo einen Platz auf der rechten Seite am Fenster. Der Zug ist recht voll, aber die meisten scheinen ihn regelmäßig zu nehmen, und interessieren sich wenig für das Draußen. Zügig gewinnen wir an Höhe, konstant mit 70km/h klettern wir hinauf.

Schnappschuss aus dem Zug 1
Schnappschuss aus dem Zug 2
Schnappschuss aus dem Zug 3

Viel Aufwand wird betrieben, um die Strecke ganzjährig in Betrieb zu halten. So ragen die Tunnelröhren weit aus dem Berg heraus, um die Eingänge vor Schnee zu schützen. Große Holzzäune schützen vor Schneeverwehungen. Überhaupt sind es etliche Tunnels und Galerien, und dadurch, dass hier keine Straße läuft und damit auch keine Häuser stehen, führt die Strecke, wenn auch nur für kurze Zeit, durch unberührte Landschaft.

Hier sieht man toll die kurzen Tunnels und Galerien mit Schneeschutz
Abschied in Finse. Danke, liebe Bahn.
Ah ja, der Rallarvegen ist offenbar sehr beliebt. Wow.

Nach Finse kommt man nicht mit dem Auto, also mit der Bahn, dem Rad oder zu Fuß. Der Rallarvegen war die Straße, die für den Bau der Bahnstrecke genutzt wurde. Heute ist sie eine unbefestigte und sehr beliebte Fahrradstrecke von Haugastøl nach Flåm. Kaum einer fährt in. Der anderen Richtung – außer mir. Und Damit wären wir wieder bei Wind und Planung: ich hab irre Rückenwind, und es geht leicht bergab. Die Ärmsten, die mir entgegen kommen, sind dick eingemummelt und strampeln kräftig, während ich grinsend vom Wind dahingeschoben werde. Kühl wird es mir nur, wenn ich anhalte.

Der Hardangerjøkulen versteckt sich, nur eine Zunge leckt unter der Wolke durch.
🙂

Nach 10km Suche ich ein windgeschütztes Plätzchen und esse Kekse, denn das Frühstück ist bereits 4 Stunden her. Nicht, dass das wenig gewesen wäre, aber naja, Mägen knurren zu lassen ist gerade nicht so meine Art. Die „Mondlandschaft in Grün“, wie es eine Dänin zu Anfang der Fahrt mal ausdrückte, ist gar nicht mehr so grün. Es haben sich alle möglichen Herbstfarben eingeschlichen. Da die Pflanzen alle sehr klein sind und auch die Biotope eher kleinflächig sind, muss man genauer hinschauen, um zu erkennen, woher die Farben eigentlich kommen. Blaubeerpflückenderweise hab ich ein paar Stichproben genommen.

Blaubeeren mit gelben und grünen Blättern, Flechten in neongrün und curry-orange
Bunt.
Noch mehr bunt. Und Blaubeeren, maximal ein Dutzend pro Pflanze.

Es ist schön hier, aber nicht so spektakulär. Wir haben beim Wandern in der Hardangervidda immer wieder erlebt, dass sich die Schönheit hier mit den Tagen richtig offenbart. Bei der letzten Tour sind wir ab dem 3. Tag einfach nur glückselig durch die traumhaften Farben gelaufen. Hier gibt es kein Aaah und Oooh, weil ein Fjord so tief, ein Berg so majestätisch, eine Aussicht so gigantisch ist. Es ist eine andere Schönheit, die sich auf dem Fahrrad nicht so schnell erschließen lässt. Klar ist es toll, hier zu fahren, aber wem das gefällt, der muss hier mal wandern gehen. Mindestens 4 Tage.

Ein Güterzug, schnell gebremst und erwischt.
Das Wetter bessert sich, die Wolkendecke hängt höher. Sogar Sonne? Na, jetzt nicht übertreiben!

Haugastøl ist voll auf Tourist ausgelegt. Pause will ich erst in Geilo machen. Die Fahrt ist zügig, aber unspektakulär, die Straße breit und viel befahren. Dankbar für den Rückenwind düse ich dahin. Geilo stellt sich als Ski-Ort heraus. Alles ist für den Winter ausgelegt, die Hügelhänge sind voller Pisten und Lifte. Verkehr hat es auch reichlich. So kaufe ich ein paar industrielle Backwaren als schnellen Zucker und bleibe nicht lange. Ein Bild kann ich gar nicht machen, will ich gerade auch gar nicht. Ist eher so meh.

Oberhalb von Geilo, Skiresort, überall wird gebaut.

Dann geht es ne etwas ruhigere Straße in Richtung Dagalifjell. Zwar hab ich bereits 350hm in den Beinen, der Anstieg läuft trotzdem locker. Ob ich endlich meinen Rhythmus gefunden habe? Die Straße ist gesäumt von kleinen Birken, die schon voll auf Herbst umgefärbt sind. Die Landschaft hier ist eher sanft hügelig, Aussicht hat man selten. Dafür erstrecken sich die Wälder ewig weit. Passieren tut nicht viel. Ich fahre eher meditativ rauf und runter, bis ich in Dagali am kleinen Supermarkt ankomme, um mir ein Dinner zu kaufen.

Wie praktisch. Heute geht’s bis Dagali.
Doch auch hübsch. Aber halt keine Fjorde.

Ich will Gepäck abbauen, also esse ich heute Spaghetti. Die trage ich seit Tagen also „sollte ich doch mal wild Zelten“-Mampf mit mir herum. Dazu ne gute Soße im Glas und Spitzpaprika, das wird lecker. Der Zeltplatz ist ziemlich abgerockt, tut aber, was er soll. Duschen, waschen, kochen, essen. Außer mir sind nur ganz wenige hier, als direkte Nachbarn hab ich 2 Paare in Wohnmobilen.

Der eine, Ove, kommt auf mich zu und stellt mir ein Bier hin. Eiskalt, das brauche ich jetzt sicher. Die anderen quatschen mich auch an. Später machen sie Feuer. Ich setze mich dazu, und wir haben einen lustigen Abend. Ein weiteres Bier lehne ich nicht ab, aber mehr dann nicht, ist schlecht für die Regeneration. Schade eigentlich, mit Norwegern betrinken wäre auch mal nice. Soviel zum Thema, Norweger seien ja so verschlossen.

Per Morten spricht mich sogar genau darauf an, ob Norweger wirklich so unzugänglich wären, wie man sage. Ein bisschen schon, ja, man muss ne Art Schwelle überwinden, bevor sie sich auf ein Gespräch einlassen, dann geht es aber gut. Ich weiß nicht, ob es eher Zurückhaltung oder Verschlossenheit ist. Jedenfalls habe ich keinerlei Probleme hier. Das mag vielleicht an meinem Sonderstatus als Reiseradler liegen, oder dass ich alleine unterwegs bin. Oder daran, dass ich gelegentlich manche sozialen Signale einfach ignoriere. Oder an meiner Art, auf Menschen zuzugehen. Wie auch immer, es ist schon wieder viel zu spät.

Ein Fluss unweit des Campingplatzes, der genau das richtige Rauschen und Gluckern hat. Perfekte Soundkulisse.
Ich bin auf 750hm, hier ist im Winter viel Langlauf angesagt. Ich hab das erst für Wanderwege gehalten.
Diese Tisch-Bank-Kombos weiß ich inzwischen sehr zu schätzen.

Ah, ein Gedanke ist mir noch wichtig. Das kam auch im Gespräch heute auf, nämlich das Erarbeiten der Landschaft. In Voss bin ich heute früh auf 100hm los, und in Finse auf 1200hm ausgestiegen. Das fühlte sich wie cheaten an. Und ich war gar nicht richtig oben, obwohl ich mit der Nase während der Zugfahrt an der Scheibe geklebt hatte. Es war nicht so echt und intensiv, als wenn ich die Höhe erstrampelt hätte. Mehr so, wie wenn man mit der Seilbahn auf nen Gipfel fährt statt rauf zu wandern. Morgen darf ich mir Höhe wieder hart erarbeiten, und auf der Etappe danach erst recht. Da freu ich mich jetzt umso mehr drauf.

Tag 33: Dorf – Vikafjell – Stadt

Och, eigentlich will ich ja gar nicht raus. Zumindest ein Teil von mir versucht mich zu überreden, dass ich doch einfach hier bleiben könnte. Die Freundschaft mit Jøtul könnte ich genüsslich vertiefen und die Planung mal Planung sein lassen. Scheinbar will etwas in mir sesshaft werden. Ob es Nomaden früher auch so ging? Erst Bewegungsdrang, aufbrechen, umherziehen, irgendwann nach nem schönen Plätzchen schauen und dann wieder ein Weilchen da bleiben, bis das Weiterziehen wieder reizvoller erscheint, als das Dableiben.

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Aber nix da, sesshaft werde ich wieder früh genug sein. Klar, der leichte Nieselregen trägt sicher auch dazu bei, nicht raus zu wollen, aber bei 12°C schwitze ich trotzdem in kurzen Klamotten. Gestern hab ich in der Hütte irgendwann einfach vor mich hin transpiriert, 23°C bin ich offenbar nicht mehr gewohnt. Jetzt geht es mit dezenter Kühlung von außen steil bergan. Jetzt mit voller Beladung kann ich auch wieder ordentlich fahren.

Das dörfliche Örtchen Vik i Sogn. Die kleine Wolke hat sich im Fjord verlaufen, Mama und Papa sind wohl schon weiter gezogen.

600hm mit 8-9%, das ist 4 mal die Branichstraße am Stück. Der Wind ist hier noch ruhig, soll aber oben im Fjell genau gegen mich blasen. Mal sehen. Und irgendwie fahren hier ständig große LKW beladen mit Steinen herum. Das habe ich öfter gesehen und wundere mich, denn wenn es eines überall in Norge gibt, dann sind es doch Steine. Es geht gut, die Pause hat sich gelohnt.

Gegen Ende denke ich dann doch, dass entweder Piepsi spinnt und das hier viel steiler als 9% ist, oder die Power doch schon wieder raus ist, bis ich 50hm weiter merke, dass ich im 3. Gang fahre! Gelegentlich gehe ich aus dem Sattel in gemütlichen Wiegetritt, um die Belastung abzuwechseln, dabei schalte ich ein paar Gängenhoch. Und danach hatte ich wohl das Runterschalten vergessen. Jetzt geht es wieder gut. Tja, wenn der Sauerstoff in den Beinen gebraucht wird, kommt oben manchmal nicht mehr so viel an.

Die Birken kriegen Herbstlaub. Die kleine Wolke möchte bitte aus dem Sognefjord abgeholt werden.

Nur 1h 15min später bin ich oben, also am Ende der großen Steigung, und hinein geht es in einen Tunnel. Vorher noch die langen Sachen überziehen – besonders praktisch ist da die Hose, deren Beine ich bis zum Knie aufzippen kann und somit nicht die Schuhe aus- und wieder anziehen muss, mit dem unvermeidlichen Gleichgewichtsgehampel. Noch einen LKW abwarten und los. Ich pfeife ein paar Liedchen, denn der Sound hier drinnen ist irre.

Da, ein Fleckchen blauer Himmel! Ob es Hoffnung gibt? Hat Yr sich vielleicht geyrrt?

Auf der anderen Seite komme ich im Fjell heraus, dem Vikafjell. Und es ist ungemütlich und windig. Das ist zwar kein Nieselregen, aber mehr als Nebel, als ob eine dichte Wolke zu Boden sinkt. Werde ich gerade durchweicht? Oder trocknet das doch schnell genug ab? Würde mir in Regensachen zu warm werden? Ich beschließe, die kleine Steigung von 100hm, die demnächst kommt, noch abzuwarten, und dann die Regenschicht überzuwerfen.

Will ich da raus? Hmm.

Das Fjell bekommt Herbstfarben. In die unzähligen Grüntöne mischen sich Rot, Orange, Gelb. Die Schattierungen sind unglaublich. So karg es aussehen mag, es trägt Reichtum und Schönheit. Besonders mit diesem Nebelwolkenregen, der kühlen Luft (inzwischen 7°C) und dem frischen Wind fühle ich mich ein bisschen wie in arktischen Gefilden. Die nördliche Tundra muss ähnlich sein.

Einzig wenig idyllisch sind die LKW, und das scheinen immer wieder die gleichen zu sein. Ich grüße, sie grüßen zurück, wir nehmen beiderseits Rücksicht. Sie überholen mit viel Abstand und nur, wenn es sicher ist, und ich schaue, dass ich Ausweichstellen gut nutze, oder fahre kurz von der Straße und halte an, wenn es zu eng wird. Wenn ein 40-Tonnen-Gigant einmal bremsen und wieder auf 80 km/h beschleunigen würde, wie weit käme ich wohl mit der dafür gebrauchten Energie?

Herbstmode. Hinten die Linie ist meine Straße.

Des LKW-Rätsels Lösung ist eine lange Straßenbaustelle. Dafür karren die so viel Material hin und her. Tatsächlich stehen die Norweger in Sachen Straßenbau den dafür gerühmten Schweizern in nichts nach. Es gibt sogar zahlreiche Straßenbaumuseen, bisher hatte ich aber nie Gelegenheit, eines zu besuchen.

Der Gegenwind aus Süden bläst natürlich Wolken rauf, die sich hier abregnen, oder zumindest dem Berg nicht mehr ausweichen können und gemächlich kollidieren. Die Regensachen sind nötig und gut, auch die neongelben Schuhüberzieher kommen drauf. Eine Käppi hält die Kapuze der Regenjacke gerade und etwas Regen aus den Augen, die Brille verschwindet in der Tasche, denn ohne sehe ich inzwischen mehr. Jetzt ist besser, so könnte ich den ganzen Tag fahren.

Froh bin ich auch um die extra langen Schutzbleche. Das vorne verhindert unnötiges Spritzwasser und damit Dreck auf die Kette, das Hintere wäre zum Nutzen eines Mitfahrers, damit dieser dicht auf im Windschatten fahren könnte, ohne vollgeschmoddert zu werden. Mir bringt das Hinteren jetzt wenig, außer ein paar Gramm Gewicht, aber wer weiß, mit wem ich mal zusammen fahren werde.

Viel zu sehen gibt es nicht, und Pausen sind auch nicht attraktiv. Der Magen meldet Füllstandsuntergrenze, aber hier oben ist es recht unwirtlich, da muss man einfach durch. Gleich geht es bergab, und unten ist sicher besser. Die Abfahrt ist spannend. Erstmal die Bremsen testen… Ha, einwandfrei. Aber jetzt ist richtig Nebel, ich sehe ein paar zig Meter in alle Richtungen. Dann geht das so:

Rollen, Rechtskurve, dann Bodenwellen, rechts ein Bach? Linkskurve, Oh, ne Felswand links, Achtung Schlagloch, Rechtskurve, tatsächlich ein Bach! Schemenhafte Hügelrücken, Linkskurve, rollen rollen wie schnell bin ich? Rollen Haarnadel rechts! LKW hinter mir? Nee, selber so laut. Oh, Bodenwellen, Wasserfall voraus, Haarnadel links, gleich wieder rechts herum. Wolkenschwaden eilen vorbei. Vage Aussicht? Bremsen, Foto!

Unter der Wolke. Wow.

Bergauf ist intensiv, und bergab ist intensiv. Die zwei sind total verschieden, ich liebe beide. Weiter geht es etwas weniger spannend, dafür mit mehr Yr. In einem Bushaltestellenhäuschen esse ich Müsli kekse, die sind sogar viel besser als Bixit Haferkeksenoder Hobbits. Noch ein Stückchen Marzipan hinterher, jetzt kann ich bis Voss durchradeln.

Höhenluft bekommt Bächen nicht so, die werden ganz wild davon. Hier unten hat er sich ausgetobt, liegt tief schwarz in der kurzen Klamm.

Endlich in Vossevangen radel ich ohne große Erwartungen auf den Campingplatz, der aber überraschend klein und nett ist. Ich hadere noch, ob ich zelten und ein nasses Zelt riskieren will, das womöglich morgen nur schwer trocken zu kriegen sein wird, oder einfach ne kleine Hütte nehme. Erstmal Yr checken, das hilft aber nicht weiter. Also plaudere ich mit dem Besitzer, der überraschend Neuseeländer ist und mir erstmal nen Kaffee anbietet. Letztlich gibt er mir ne kleine Hütte für nen Sonderpreis, den mir der Kiwi von sich aus anbietet. Ich bin ein paar Sorgen los und kann in die Stadt, um Kalorien zu ergattern und den Bahnhof auszuchecken.

Morgen geht es nämlich mit der Bahn weiter. Damit erfülle ich mir einen lange gehegten Wunsch, mit der Bergenbahn zu fahren. Die Strecke ist irre schön, gibt es auf Youtube, und Wikipedia schreibt auch ausführlich darüber. Allerdings fahre ich nur bis Finse, ein kleines Stück. Mehr verrate ich noch nicht, so ganz sicher ist das alles nämlich auch noch nicht. Aber damit morgen früh alles glatt geht und ich den Zug um 9 ohne Stress bekomme, schaue ich mich heute schon mal um.

Und während Vik wie gesagt eher dörflichen anmutet, macht Voss einen auf Stadt. Der Buss- und Zugbahnhof kann sich sehen lassen, Architektur wird hier gelebt. Autos gibt es auch viel mehr, Leute wollen auffallen durch Klamotten, Gehabe, Düfte, Schminke, Laute Motoren, aber sie schauen einen nicht an, und wenn man grüßt, ist man komisch. Irgendwie kommt es mir albern vor, dieses städtische Verhalten: auffallen wollen, aber nicht bereit zum Kontakt zu sein.

Busbahnhof und große Holzhäuser, wirklich architektonisch toll.
Okay, auch hier fahren Züge auf Gleisen und werfen nicht etwa von Wandertrollen getragen oder so. Kriege ich hin, morgen.
Eine Gleisunterführumg, bei der ich ohne Vorbehalt vom Boden essen würde. Dazu voll accessible und in jeder Hinsicht top.
Nochmal die modernen Holz(hoch?)Häuser. Cool, was so alles geht.
Direkt daneben und mittendrin die alte Steinkirche. Und irgendwie beißt es sich nicht.

Ich laufe durch die Einkaufsstraße. Diese Gerüche! Der eigentümlich Geruch eines Klamottenladens, der auf die Straße weht. Dann eine Pizzeria (kleine Pizza 10€, geht sogar) mit lockenden Düften. Wohlparfumierte Damen passieren, die Duftwolke bringt mich zum Luftanhalten. Ein Sportgeschäft mit dieser speziellen Mischung aus Schuhsohlen und Trainingskleidung. Alten Männer sitzen vor dem Café, das könnte ich hier mit geschlossenen Augen erschließen.

Nach dem quasi geruchsfreien Fjell, in dem ich jedes einzelne vorbeifahrende Auto rieche, ist das hier gerade Overkill. Irgendwie genieße ich die Erfahrung, das alles zu erschnüffeln, als wäre es ewig her, dass ich das erlebt habe, und nicht nur einen Monat. Aber ich habe jetzt Distanz dazu, als wäre ich der Fremdkörper, der nicht hierher gehört. Einen Tag halte ich das aus, aber ich freue mich schon wieder auf das Draußen.

Die Einkaufsviertelmeile
Pizza. Hmmm. Aber nein, eine kleine macht mich bestimmt nicht satt, und ich will da nicht rein und bestellen und warten müssen. Lieber selbst was kochen.

Echt ne kleine Stadt. Dabei hat Vossevangen selbst gerade mal 5.000 Einwohner, mit Umland 14.000, aber hier brummt es. Ja, Brummen, irgendwie sammeln sich hier alle mit lauten Motoren und Vorheige-KFZ. Einkaufen und zurück zur Hytta. Eine Stunde Stadt ist genug.

Jeder Platz ist anders, und man weiß nie, wie es wird. Ist auch ein reizvoller Teil des Reisens.

Ich geh noch am See entlang und lass Steinen übers Wasser springen. Das entspannt. Hier hat es seit 2 Monaten nicht wirklich geregnet, darum ist der See recht leer. Dafür war der letzte Winter so kalt, dass das Eis auf dem See einen ganzen Meter dick war. Ungewöhnliches Wetter. Die Gletscher schmelzen auch hier rapide dahin. Dass der Meeresspiegel steigt, ist kein Thema, denn Skandinavien hebt sich selbst langsam aus dem Meer – eine Folge der letzten großen Eiszeit, als Norwegen unter 2km dickem Eis begraben war, dessen Gewicht die Kontinentalplatte herabgedrückt hatte, so dass sie sich jetzt wieder hebt.

Aber der Golfstrom ist ein Thema. Grönlands Eis schmilzt, und das Schmelzwasser verlangsamt den Golfstrom bereits. Ohne die Wärme aus der Karibik hätten wir in Deutschland richtig eisige Winter, und hier in Norwegen könnte die Küste zufrieren. Bis die Gletscher dann wieder soweit wachsen, dass sie die Täler überrollen, wird es noch lange dauern, aber die Winter wären richtig lang und hart.

Öl hat Norwegen reich gemacht, und das ist immer wieder politisches Thema, so wie derzeit im Wahlkampf. Alles Öl, das aus dem Boden gepumpt wird, wird verbrannt werden. Norwegen ist bereits reich und längst nicht mehr so vom Öl abhängig wie vor Jahren noch. Darum mehren sich Überlegungen, kein Öl mehr zu fördern. Die radikalsten Forderungen im Wahlkampf setzen den Förderstopp auf 2035. Ohweh, Menschheit, so wird das nix.

Entspannt da liegen wie das Wasser. Das ist jetzt erstmal Programm.

So, morgen geht es wieder früh raus. Urlaub und Ausschlafen gehen nicht immer gut zusammen. Ich hab die letzte Runde Radeln zusammengestellt, Es warten 383km und 5300hm auf mich. Das sollte in 7 Tagen zu schaffen sein. Die Zahlen sind planbar, die Erlebnisse weniger. Ich habe mir wieder kleine Straßen übers Fjell ausgesucht, auf denen ich wieder viel erleben darf, und freue mich sehr drauf. Irgendwie bin ich süchtig.